Polydor Records / VÖ: 11. Oktober 2019 / Alternative Rock
elbow.co.uk
Text: Michael Bohli
Wer sich eine Zimmerpflanze zutut, der hegt diese nicht nur, sondern freut sich jedes Mal über ein neues Blatt, eine weitere Blüte. Zu erwarten, dass die Pflanze nach gewisser Zeit ihre Form wechseln würde, das tut niemand – es würde eher schockieren. Gleich verhält es sich mit den Alben von Elbow, welche nun bereits zum achten Mal eine Platte herausgebracht haben. „Giant Of All Sizes“ ist typischer Art-Rock mit Popeinschlag, den man von den Engländern kennt, lieben gelernt hat und nicht mehr missen möchte. Aktuell, emotional und nahe am Kitsch der guten Sorte.
Was bei „Giants Of All Sizes“ auffällt, ist, wie zurückhaltend die Lieder daherkommen, so sanft musizierten die Mannen noch selten. Wie schon beim Vorgänger „Little Fictions“ werden dazu diverse Stilrichtungen leicht vermischt und alles mit der grossartigen Stimme von Guy Garvey garniert – Wut oder Gepolter gibt es aber nie. Sogar das längste und politischste Stück „Dexter & Sinister“ begnügt sich mit einem grossartigen und basslastigen Groove, der plötzlich in Richtung Art-Rock der Marke Pink Floyd abbiegt. Beissende Botschaften werden von Elbow unscheinbar transportiert, lieblich. Man höre dazu auch „White Noise White Heat“.
An Highlights mangelt es deswegen nicht, „Empires“ erinnert an die frühen Phasen der Band, mit Unwiderstehlichkeit und dem schleppenden Tempo. Elbow haben ein dynamisches Album aufgenommen, das inhaltlich zwischen Resignation und Auflehnung tanzt, dies in der Musik aber bekömmlich und voller Gefühle aufzeigt. „Doldrums“ lebt von den Gesängen, „Weightless“ lässt die gesamte Welt schweben. Wie man es gewohnt ist, wie man es möchte, wie es das Herz wärmt.