Yala! Records / VÖ: 27. Oktober 2023 / Post-Punk
Facebook
Text: Michael Messerli
«Better late than never/ Better late at night». Was die Band mit dem umständlichen Namen da im Opener «Matador» singt, kann man tatsächlich als Überschrift für «A Living Commodity» nehmen. Dem in Brighton gegründeten Quartett wurde von der Pandemie in voller Fahrt die Handbremse gezogen. Doch nun scheint die Zeit für Egyptian Blue gekommen, mit den vorauseilenden Empfehlungen der Kollegen von Idles, Foals oder The Murder Capital. Warum die berechtigt sind, wird bereits beim ersten Hören dieses Debüts klar. Und zwar nicht nur spät nachts, aber bei schummrigem Licht ganz besonders – wenn die Konturen zu verschwimmen drohen.
Denn Gitarren, Bass und Schlagzeug ringen darum, wer Ton und Takt angeben darf und der Gesang versucht zu vermitteln. In «Nylon Wire» will sich noch kurz ein Saxophon einmischen, im fantastischen Titeltrack gewinnen sie dann schliesslich alle. Ein Krieg ist das aber nicht, denn ein Krieg bringt nie Gewinner:innen hervor: «This war that’s begun/ Is a war not worth won». Auf diesen Song könnten sich auch Fontaines D.C. und Shame einigen und wären alle elf wie dieser oder wie «To Be Felt», wir hätten hier ein potentielles Album des Jahres.
Aber der Post-Punk auf «A Living Commodity» geht noch selten aus seiner Haut oder packt sich eine andere drauf («Skin»). Deshalb ist dieses Debüt zwar super, aber noch nicht super aufregend. Dafür wird das Genre mittlerweile von zu vielen Seiten bedient, dafür fallen einzelne, wenige Momente bei Egyptian Blue noch ein bisschen zu sehr ab. Trotzdem, und das ist auch der Rhythmus-Fraktion zu verdanken, vergehen die 35 Minuten wie im Flug. Wenn man aufmerksam genug ist, dann hört man auf «A Living Commodity» gewisse Noisepunk-Elemente im Stile von Meat Wave heraus. Und ausserhalb seiner Haut ist der Post-Punk von Egyptian Blue am spannendsten, wie auch das abschliessende «Geisha» beweist.