Prophecy Records / VÖ: 27. September 2019 / Doomgaze
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Text: Michael Bohli
Wir hätten sie gerne gesehen, zwischen Kerzenschein und meditativen Rauchschwaden, doch der Kellerraum am bergmal Festival war einfach zu vollgestopft. E-L-R bewegen die Massen, das wurde an dem Abend klar, nach dem Genuss vom Debütalbum „Mænad“ ist diese Entwicklung auch nur logisch. Zwischen Post-Metal und Doom, mit unglaublichem Sog und grosser Gestalt, emotionaler Grundlage und packenden Aufbauten – diese Lieder zeigen eine dunkle Seite der heimischen Musikszene, welche wie ein Rubin funkelt.
„Lunar Nights“ suggeriert die Wirkung im Titel, zu gerne tanzt man bei diesen Klängen durch die neblige Nacht, zwischen Eulenschrei und Mondlichtern. E-L-R legen den Grundstein mit ihren Gitarrenkaskaden, nahe dem Blackgaze, allerdings beruhigter und mysteriöser. Wie alles an „Mænad“, das Album wirkt oft wie eine unheimliche Erzählung, von deren wohligen Schauern man sich nicht entziehen kann. Zu dritt erschaffen die Schweizer*innen hallende und felsenfeste Klangzaubereien, die sich von schleppendem Flüstern zu ausdrucksstarken Feuerstürmen steigern („Above The Mountains There Is Light“).
Immer wieder rumpeln die Instrumente bei „Mænad“, wie etwa dem kurzen Song „Devotee“, der sich auf tief gestimmte Saiten und pochende Trommeln stützt. Oder die in sich windenden Rückkopplungen, welche aus den Gitarrenanschlägen bei „The Wild Shore“ einen Koloss werden lassen. In solchen Momenten fühlt man die Energie von E-L-R, wird in ihre Welt gezogen und im Bann gehalten. Da sich das Trio aber niemals auf billige Brutalität verlässt, bleibt der Genuss immer stimmungsvoll und erhaben.