Nettwerk Music Group / VÖ: 28. Oktober 2022 / Alternative Rock, Indie
dylyn.co
Text: David Spring
Je mehr Einflüsse man beim Komponieren von Musik sein Eigen nennen kann, desto besser. Wenn die Inspirationen von Rock’n’Roll der 60er Jahre über den Pop-Rock von Blondie und Metric bis hin zu Proto-Doom à la Black Sabbath reichen, darf zu Recht ein an Abwechslung reichhaltiges Album erwartet werden.
Passenderweise lautet dieses auf den Titel «The Sixty90’s». Die Künstlerin, der diese wundervolle, Dekaden-übergreifende Musiksammlung zuzuschreiben ist, nennt sich Dylyn. Die Multiinstrumentalistin und Alleskönnerin aus Vancouver sorgt seit einiger Zeit für Aufsehen, nach mehreren Singleauskopplungen ist es Zeit für das Debütalbum. Ohne Umschweife geht’s los, der starke Opener «Hurt» ist düster und wütend. Zwischen elektronischen Beats, heftigen Grunge-Gitarrenriffs und bedrohlich-süsslichem Gesang ist der Track ein vorzüglicher Start in die Welt von Dylyn.
Gwendolyn Lewis, so ihr richtiger Name, ist eine wahre Künstlerin. Ihr wandelbarer Gesang steht im Zentrum, sei es fröhlich und melodiös wie in der Pop-Hymne «Liar» oder gefährlich verführerisch wie im grossartigen Genre-Bastard «Hellbound». Letzterer vermischt sexy Blues-Vibes mit punkig-doomigen Beats und ist eines der Highlights der Platte. Blues wird ohnehin in fast jedem der insgesamt dreizehn Songs grossgeschrieben, nirgendwo mehr so als auf «Bring On The Blues». Die Worte «life is just a never ending song and I’m gonna play it until I’m long gone” sind bezeichnend, denn trotz vieler vordergründig fröhlichen Momenten überwiegt die Melancholie. Begeisterung und Agonie liegen in der Musik von Dylyn dicht beieinander.
«The Sixty90’s» ist vorzüglich produziert, nie zu überladen und stets ausgeglichen. Dylyn ist eine Ausnahmekünstlerin, die instrumentalen Performances lassen nichts zu wünschen übrig und gesanglich vermag sie mit den Besten mitzuhalten. Mit grossem Talent, einer mutigen «Ich mache, was ich will»-Attitüde sowie dem Gespür für eingängige Melodien und vielfältige Kompositionen, liefert sie ein faszinierendes Erstlingswerk ab.