Inside Out Music / VÖ: 25. Februar 2022 / Rock
nickdvirgilio.com / rossjennings.co.uk / Neal Morse
Text: Michael Bohli
Die Suche nach den perfekt harmonierenden Stimmen war in der Rockmusik immer wichtig. Formationen wie die Beatles oder Crosby, Stills, Nash And Young hatten die Goldquelle gefunden, das aus dem Progressive Rock stammende Trio D’Virgilio, Morse & Jennings eifert solchen Gruppen nach. Bei «Troika» steht weniger das vertrackte und komplexe Musizieren im Vordergrund, sondern die Liebe der drei Mannen für Lieder und Acts vergangener Jahrzehnte. Folk, Gospel, Americana und die Popmusik der Sechzigerjahre, all das findet man in den elf Stücken.
Es ist so, dass die religiös spirituelle Wirkung bei Neal Morse nie in weiter Entfernung ist. «A Change Is Gonna Come» klingt nach Sonntagsausflug, «You Set My Soul On Fire» ist ein kitschiges Liebesbekenntnis – für wen auch immer. Nick D’Virgilio (ehemals Spock’s Beard) und Ross Jennings (Haken) passen mit ihren Stimmen in dieses Umfeld, zu dritt entfachen sie eine emotionale Kraft, die den Kompositionen gut zu Gesichte steht. «King For A Day» ist ein Highlight, das herzhafte «Julia» bringt langgezogene Gitarrenklänge zwischen die Rhythmuswechsel und Mehrstimmigkeit. Nicht selten denkt man bei solchen Takten an «Snow», das Konzeptalbum des bärtigen Vulkaniers.
Kraftvoll «One Time Less», Jimmy Hendrix grüssend «Second Hand Sons». «Troika» ist kein Album, das modern und frisch klingt, sondern die musikalische Bildung von D’Virgilio, Morse & Jennings in neuen Kompositionen ausformuliert. Stellenweise triefend und etwas eingerostet, aber immer voller ehrlicher Freude an den gespielten Sounds. Wer die ruhigen Momente in der Karriere der drei Musiker mag, greift hier ungeniert zu. Der Zuckerguss umfasst die 50 Minuten Spielzeit aber lückenlos und laut wird es ebenfalls nicht.