Band: Drens
Album: Pet Peeves
Genre: Surf-Punk / Indie
Label: Recycled Earth
VÖ: 15. Mai 2020
Webseite: drens.de
Fies: Die erste EP ankündigen, die mit einer Veröffentlichung zusammenhängenden Shows ankündigen – und dann kommt das Virus. Wie so viele andere Bands erleiden auch Drens gerade dieses Schicksal: “Pet Peeves” wird am 15. Mai erscheinen. Produziert wurden die sechs Songs von Kraftklub-Gitarrist Steffen Israel – auch für ihn ein Debüt. Drens ist es auch gelungen, “Initiative Musik” für sich zu gewinnen, welche deutsche Musiker und Musikerinnen sowie Musikclubs fördert und unterstützt. Gerade jetzt eine feine Sache, denn dass die Kulturbranche gerade hart getroffen wird, muss wohl nicht nochmals erwähnt werden.
Trotzdem gibt sich das Quartett aus Dortmund gut gelaunt und erfreut sich der aktuellen Singleauskopplung von “Pet Peeves”: “Saditsfiction”. Nein, da hat sich kein Schreibfehler eingeschlichen, das soll auch gar nicht “Satisfaction” heissen, das muss so! Mit Zufriedenheit hat der Song nämlich herzlich wenig zu tun: “Oh, it seems it’s not meant to be the way that I want things to be – Sad it’s fiction.” Jaja, da sprecht ihr uns allen aber gerade ganz schön aus der Seele. Wir alle würden uns die Dinge wohl gerade etwas anders zurechtträumen, wenn es denn etwas nützen würde. Aber, wenn man sich das Video zu “Saditsfiction” anschaut, kann man sich vielleicht die ein oder andere Idee abschauen, wie man sich die Zeit in der Selbstisolation Zuhause so vertreiben könnte. Wie wär’s mit Indoor-Basketball oder -Pingpong, Guinness-World-Records-Bücher lesen oder sich mittels Videoanleitung ein paar asiatische Kampfmoves aneignen? Der Stil des Videos wiederspiegelt die Stimmung des Songs wunderbar passend – alles ein bisschen Lo-Fi, alles ein bisschen Indie und ein bisschen semi-ernst und sympathisch unverkrampft.
Das ist übrigens auch ganz schön fies: Sich dem herrlichen Surfpunk von Drens hingeben, dabei die Frühlingssonne vor dem Fenster beobachten und unweigerlich darüber sinnieren, was man alles anstellen könnte bei diesem herrlichen Wetter, wäre die Welt nicht gerade im Ausnahmezustand. Welchen Drens scheinbar irgendwie vorausgesehen haben: Oder wieso sonst plant man, inmitten von Quarantäne und Ausgangsbeschränkung eine EP zu veröffentlichen, welche Songs mit Titeln wie “All My Freinds Got Time” beinhalten? Woher kam die Idee für einen Song wie “A Very Sunny Day”, in welchem beschrieben wird, wie jemand seinen Geburtstag in Selbstisolation verbringen muss und zu befürchten hat, von allen vergessen zu werden? Irgendwie schon ein bisschen spooky. Aber ich möchte Drens eigentlich nicht unterstellen, dass sie diese Pandemie angezettelt haben, nur um ihre EP besser promoten zu können. Immerhin haben die vier Jungs Musik studiert und nicht Biologie, Biochemie oder Virologie (ich hab’s gegoogelt, das kann man tatsächlich im Hauptstudium studieren).
Also, weg von den Verschwörungstheorien, zurück zur EP: Während der “fuzzy Retro-Sound”, wie es im Pressetext heisst, locker flockig und fröhlich anmutet, beinhalten die Songs lyrisch eine beträchtliche Schwere. Drens sprechen ganz viel Ungemütliches an, getarnt hinter scheinbar harmlosen Worten und eben dieser Surfer-Ambiance, die irgendwie einfach immer an Glacé, Bier und Sonnenbrand erinnert. Das tut zwar gerade ein bisschen im Herzen weh, da Glacé, Bier und Sonnenbrand gerade nur im Zusammenhang mit dem eigenen Balkon oder Vorgarten zu haben sind, aber trotzdem hat’s meine Laune bisher schon ein bisschen anzuheben vermocht. Weil irgendwann ist das alles dann auch wieder vorbei und Drens stehen wieder auf der Bühne und verströmen gute Laune – live und in Echtzeit, nicht nur aus den Boxen im heimischen Wohnzimmer. Und bis dahin kann man sich die Welt gelegentlich ja auch ein bisschen schönträumen, auch wenn’s dann leider heisst: “Saditsfiction”.
Tracklist:
1. Saditsfiction
2. A Very Sunny Day
3. Ride The Tide
4. Visa Visa Cash Cash
5. All My Freinds Got Time
6. I Can Barely See
Bandmitglieder:
Fabian – Gesang, Gitarre und Schlagzeug
Joël – Gesang, Gitarre und Schlagzeug
Arno – Gitarre und Gesang
Patrick – Bass
Gründung:
2017
Text: Sarah Rutschmann