Es wäre der Mega-Event der Schweizer Gothic-Szene im 2010 geworden. Wenn da nicht die Behörden eine Woche vor Start die Bewilligung für die Veranstaltung im Versuchsstollen Hagerbach wieder zurück gezogen hätten. Sicherheit geht vor, das ist jedem klar und recht. Nur dass es so kurzfristig mitgeteilt wurde und dass die Jahre davor anscheinend keine „gültige“ Bewilligung seitens der Gemeinde vorlag, das stösst doch etwas sauer auf.
Gut 2’000 Besucher wurden erwartet und ein grosse Zahl an Festival-Pässen ging bereits Monate zuvor über den Vorverkauf an die vorfreudigen Besucher. Grosse Enttäuschung machte sich deshalb nach der Ankündigung des Locationwechsels unweigerlich breit und die kurzfristig organisierte Notlösung von Zürich als Event-Ort schien nicht so verlockend wie eben der Stollen.
Deshalb erst einmal ein grosses Lob an die super kurze, improvisierte Notlösung im Volkshaus und X-tra an die Veranstalter und Helfer, sowie an die Besucher, die sich nicht beirren liessen und ihre Bands, wie auch den Veranstalter nicht in leeren Hallen haben stehen lassen. Darum und über die zwei Tage hinweg betrachtet, darf man getrost über den einen oder anderen Mangel an Organisation und technische Probleme hinweg sehen und hoffen, dass nächstes Jahr der Event wieder dort stattfinden kann, wo er ursprünglich geplant war, im Bergwerk!
Freitag, 3. Sept. 2010 @ Volkshaus – Zürich
Ironischerweise wurde der Event von vielen zur Stadtwerk Party umbenannt und die Besucher, die den Weg am Freitag Nachmittag bereits ins Volkshaus auf sich genommen haben, wurden mit sommerlichem Wetter und motivierten Bands belohnt. Gerade wegen des Wetters wahrscheinlich und weil sich dann so mancher Partygänger gegen den Freitag als Ausgangstag entschieden hatte, blieb das Volkshaus durchwegs leider nur halbvoll.
Als Starter durften die Schweizer Dividing Line ihr Können zum besten geben. Ein etwas gewagter Auftakt zu einem Gothic-Rockigen-Tag mit dieser Metal-Band, deren Publikum normalerweise wohl eher durchwegs längere Haare trägt. 😉 Nichts desto trotz hauten sie ihr Set souverän runter und drinnen wie draussen schienen immer mehr Besucher herum zu stehen.
Bei Mono Inc. ging es dann deutlich mehr zur Sache und die Besucher schienen sich gerade etwas aufzuwärmen. Die Truppe der Letzten Instanz versprühten gekonnt ihre Spielfreude und rockten die Hütte nun so richtig. Ihr neues Album steht schon in den Startlöchern und wartet nur noch auf den Startschuss. Deshalb gaben sie daraus gleich eine Kostprobe ab und übergaben der nächsten Band, Saltatio Mortis eine hungrige Meute.
Mit Lacrimosa folgte danach eine Band, bei der sich die Anwesenden sehr geteilter Meinung waren. Entweder man liebt oder man hasst es, dazwischen ist nichts. Nach einem lang gezogenen Changeover, bei dem leider technische Probleme wahrscheinlich mit eine Rolle spielten, traten dann Tilo und sein Gefolge endlich auf die Bühne. Und eben weil das Publikum hier gemischter Meinung ist, standen nach dem „eigentlich“ letzten Song nur noch halb so viele Menschen im Raum, der Rest ist gegangen. Doch es folgten noch Zugaben und die Zeit schritt weiter gen Morgen zu.
Die Schlusslichter des Abends The Beauty Of Gemina hatten leider ein schweres Los gezogen. Da sich der ganze Abend immer weiter nach hinten verschob und auch bei ihnen wieder technische Probleme zu einem längeren Umbau führten, blieben nur noch eine treue Schar Fans und Neugieriger im Volkshaus. Nichts desto trotz spielte die Truppe, um Frontmann Michael Sele, ein rockiges Set und bedankten sich beim Publikum fürs Ausharren. Die Besucher dankten es ihnen mit Tanzeinlagen und guter Stimmung.
Um fünf Uhr früh ging für mich dieser erste Festival-Tag des Stadtwerks zu Ende. Was der Samstag bringen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch absolut ungewiss.
Samstag, 4. September 2010 @ X-tra – Zürich
Wegen akutem Schlafmangel fand ich mich erst gegen 18:30 Uhr im X-tra ein. Die Besucher waren auch an diesem Tag wieder hauptsächlich draussen und genossen das schöne Wetter. Drinnen liefen alle etwas unsicher umher und keiner schien wirklich zu wissen, wohin er sich als nächstes setzen sollte oder doch lieber raus, noch etwas frische Luft schnappen. Egal, um 19 Uhr sollten dann bereits In Strict Confidence spielen, worauf ich mich schon gefreut hatte.
Da stand ich nun also ganz vorne in der Reihe und hinter mir strömte ein Grossteil der Besucher endlich in den Konzertsaal hinein, als die Veranstalter die unglückliche Ansage machen mussten, dass ISC aufgrund technischer Probleme ihres Computers nicht auftreten können. Es werde versucht, das ganze später nachzuholen. Der Unmut über diese weitere Panne war gross und es wurde lautstark protestiert, was jedoch nicht viel helfen sollte. Live ist nun mal live 😉 und da kann sowas durchaus passieren. Irgendwie taten mir einfach die Veranstalter langsam leid, weil der Event nur so vom Pech verfolgt zu sein schien in diesem Jahr.
Doch irgendwann vor Neun Uhr ging es endlich weiter mit IAMX. Eine faszinierende Musik mit einem charismatischen Sänger. Von diesem und seiner Band hätte ich selber gerne zusätzlich auch mehr sehen wollen und nicht nur die „künstlerischen“ Visuals im Hintergrund. Schade eigentlich, denn Sänger wie auch Keyboarderin wären eine Augenfreude gewesen, wenn man ihnen besser beim Spielen zusehen hätte dürfen. Aber wenn das Showkonzept nun mal keine direkte Beleuchtung auf die Bandmitglieder zulässt, dann ist das halt so, wieso auch immer. 🙂
Mit Front 242 folgten dann der Headliner des Events. Die Elektro-Relikte aus den tiefen 80ern erfreuen in der Szene noch immer grösster Beliebtheit und ihre Hits sind einfach nicht tot zu kriegen. Ich für meinen Teil fand Front 242 damals ebenfalls einfach nur kult und genial. Doch mittlerweile fände ich es spannender, sie würden wieder neue Lieder schreiben, wer weiss, vielleicht folgt das ja noch.
Zu allem, was danach war, kann ich leider persönlich nichts mehr berichten. And One schienen der Knaller für die Meisten schlecht hin gewesen zu sein und auch Agonoize überzeugten das Elektro-Publikum, wie mir erzählt wurde. Mit viel Verspätung sind dann auch noch In Strict Confidence aufgetreten, doch immer noch schlichen sich technische Pannen ein und der Grossteil der Besucher war bereits längst auf dem Weg nach Hause.
Eine etwas seltsame Stimmung alles in allem, die einen etwas niedergedrückt oder frustriert über die nicht vergleichbaren Umstände und die anderen abwartend und unschlüssig. Und trotzdem haben die Veranstalter quasi über die Behörden gesiegt, indem sie diese Veranstaltung so kurzfristig umprogrammieren und verlegen konnten. Hut ab und wie schon erwähnt, nächstes Jahr dann wieder, hoffentlich, im Stollen, da wo dieses Festival auch hingehört.
Die CD zum Festival jetzt im Handel:
Exklusiv zum Bergwerk- Festival haben DJ FRANCOIS VS KARTAGON einige ihrer Remixe von Songs bekannter Szene Stars zu einer CD-Compilation zusammengestellt. Alle Songs haben eines gemeinsam: es sind alles Dancefloor-Kracher!
Die CD gab es gratis zum Ticket dazu. Deshalb für alle anderen jetzt auch käuflich zu erwerben.
Tracklist:
1 Diorama – Logic Friends
2 In Strict Confidence – One Drop (previously unreleased)
3 Lacrimosa – A.U.S. (previously unreleased)
4 Irrlicht – In die Nacht
5 Kartagon – 1‘000 Words (previously unreleased)
6 Nuuk – Vast (previously unreleased)
7 mind.in.a.box – Fear (previously unreleased)
8 In Strict Confidence – Forbidden Fruit
9 Nuuk – Fluke (previously unreleased)
10 Cell Division – Hypnotized
Bonus Track:
11 In Strict Confidence – One Drop (Extended Remix)
In die Songs reinhören kannst Du unter: www.myspace.com/djfrancoisvskartagon