Band: Diary Of Dreams
Album: The Anatomy Of Silence
Label/Vertrieb: Accession
Veröffentlichung: 19. Oktober 2012
Website: diaryofdreams.de
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
„The Anatomy of Silence“, das erste rein akustische Werk von Diary of Dreams, beginnt mit „AmoK“; einem nachdenklichen Duett, das Adrian Hates mit dem Seelenverwandten Torben Wendt bestreitet. Wie er selbst sagt, markiert dieser Song den Ursprung der akustischen Arbeit auf der Bühne. Die Stimmen der beiden Künstler sind in das perlende Klavierspiel von Torben eingehüllt, Bass und Schlagzeug auf ein paar gezielte Tupfer reduziert. Diese Zurückhaltung bleibt wegweisend durch das ganze Album: Die mitreissenden Melodien von Songs wie „O‘ Brother Sleep“, „Butterfly: Dance!“ oder „Immerda“ wiegen sich sanft hin und her und scheinen immer kurz vor dem Verstummen zu sein. Die Arrangements stehen in ständigem Dialog zur Stille. Eine ganz pure Musik. Keine Effekthascherei!
Ist dieses Projekt nun aber bloss die Neuauflage alter Songs in leicht modifizierten Gewändern, oder mehr? Diese Frage müssen sich solche Arbeiten stets gefallen lassen. Und dabei hängt eine positive Antwort fast immer davon ab, wie mutig man in die eigenen Kompositionen einzugreifen wagt. Und auch hier ist es so: Das quasi eingefrorene Malice, das mit zart gezupfter Gitarre und Zeitlupen-Cello das Original kontrastiert, ist ebenso überzeugend, wie „Rumours about Angels“, welches unerwarteten Groove erhält. Aus dem verhängnisvoll hypnotischen Rollen der Vorlage wird ein konkreter Pop-Sound, auf den die herrlich rauen Backing-Vocals von Gaun:A prallen. Mutig auch das Tempo des Gesangs im Pre-Chorus abrupt anzuziehen, wie es das Original niemals zulassen würde. Auch der „Giftraum“ ist in seinen Phrasierungen erfrischend verändert und dem Setting angepasst, ohne etwas von seiner Kaltschattigkeit zu verlieren. Vielfach werden Linien schwungvoller oder akzentuierter. Ein wichtiger Kontrast zu den ruhigen Tempi, der die Spannung nie absinken lässt. Auf diese Weise hört man die eigentlich bekannten Lieder ganz „neu“. Das ist das „mehr“ meiner anfänglichen Frage.
Der Kontrabass und das Cello stehen dieser Musik übrigens ausgesprochen gut zu Gesicht und können all die synthetischen Spitzfindigkeiten mehr als würdig vertreten. Eine Herbstschwere entsteht, die der Melancholie der verstärkten Band in nichts nachsteht. „She And Her Darkness“ schwebt in besonders wohligen Nebelschwaden dieser Besetzung dahin.
Details wie die „Scratch-Noises“ der Gitarre in „She“, die durch das Delay zum rhythmischen Akzent werden, erfreuen das Ohr und zeigen die Feinsinnigkeit der Instrumentationen, und nach dem der „Traumtänzer“ verklungen ist, hat man tatsächlich das Gefühl, ein bisher nicht erahntes Funkeln in den Liedern entdeckt zu haben.
„The Anatomy Of Silence“ ist eine behutsam zusammengestellte Sammlung sinnlicher Selbst-Cover, ein gelungenes Experiment und ein Album, das sich unter manchem Weihnachtsbaum wohlfühlen mag. Vor allem aber ein Muss für jeden Fan!
Tracklist:
1. AmoK
2. O‘ Brother Sleep
3. Butterfly: Dance!
4. Giftraum
5. Immerda
6. Malice
7. Rumours About Angels
8. She And Her Darkness
9. She
10. Traumtänzer
Bandmitglieder:
Adrian Hates – Gesang, Gitarre
Gaun:A – (Kontra-)Bass, Gesang
Felix „Flex“ Gerlach – Gitarre, Cello
Taste – Klavier
Dejan – Schlagzeug
Gründung:
1989