Inside Out Music / VÖ: 4. November 2022 / Progressive Rock
hevydevy.com
Text: Michael Bohli
Wir allen wissen es: Musik hat eine heilende Wirkung, Musik kann helfen, aussichtslose Situationen zu bewältigen. «Lightwork» wirkt erstaunlicherweise wie das erste Beispiel, das man für diese Erfahrungen anführen würde. Nicht nur strahlt auf dem Cover von Devin Townsends neustem Werk ein Leuchtturm, die Lieder selbst wirken wie der vermisste Schein, der unsere Seelen aus der Misere zerrt. Dabei hilft, dass die Produktion der Songs wie ein Soundnebel wirkt.
Zurückhaltend war Devin Townsend bei seinen Platten noch nie, auch «Lightwork» platzt schier vor Schichten und instrumentalen Ebenen. Jede Gitarre wird vervielfacht, alle Takte von fast undurchdringlichen Synthesizern und Effekten beherrscht. Das macht aus Stücken wie «Lightworker» oder «Celestial Signals» epische Erfahrungen, die alles über dem Boden schweben lassen. Marschierendes Schlagzeug, Chorpassagen, gesampelte Momente und abrupt ausbrechende Instrumente: Die Markenzeichen des Künstlers sind alle vorhanden, die Melodien und Harmonien treffen das Herz.
«Lightwork» kann von den Monstern nicht zerstört werden, zu fest steht die Platte auf dem Fundament. Nur wenige harte Metal-Passagen sind für die Verteidigung nötig («Dimensions»), viel eher werden die seelendurchflutenden Methoden angewandt. «Call of the Void» steht als helle Flamme im Zentrum und hilft uns allen, die vergangenen Jahre zu reflektieren. Schönheit und Heilung sind die aktuellen Werkzeuge von Devin Townsend, Narben werden geglättet und unsere Sicht auf die Welt wieder geradegerückt. «Children of God» bereitet uns für die kommende Zeit vor, am Ende bleibt das leiser werdende Nebelhorn in der Ferne.