Columbia Records / VÖ: 23. Oktober 2015 / Rock, Blues, Soul
davegahan.com / thesoulsavers.com
Text: Michael Bohli
Kollaborationen kitzeln gerne die Höchstleistungen aus einzelnen Musikern heraus, denn man befindet sich in einem frischen Umfeld und wird nicht von den Zwängen der Band begrenzt. Dank dem Englischen Duo The Soulsavers darf auch Dave Gahan endlich wieder aufblühen und seine letzten, etwas missglückten Veröffentlichungen mit Depeche Mode vergessen machen. Seine wunderbare Stimme lebt neu auf und darf sich in einen Sessel pflanzen, der sich perfekt anschmiegt. „Angels & Ghosts“ gefällt bereits beim Erstkontakt und bleibt haften.
Das fünfte Studioalbum des Duos wirkt dabei nicht sehr neu, anders oder aufregend. Die Musik pendelt sich gleich beim ersten Lied „Shine“ zwischen Blues, Gospel und Rock ein und bleibt in dieser sonnenbestrahlten Gegend für die nächsten knapp 40 Minuten. Doch alle neun Stücke verfügen über eine sakrale Atmosphäre und brechen auch bei der Last des Gospels nicht zusammen. Chorgesang, euphorische Eruptionen der Instrumente oder sinnsuchendes Innehalten, die Wechsel der feinfühlenden und intensiven Stellen funktionieren wunderbar. Gahans Gesang trägt alle Mitspieler und Melodien zielsicher und weiss sein Organ divers einzusetzen.
Da glänzen die Augen, eine solche Leistung hörte man schon lange nicht mehr. Am ehesten fühlt man sich an die DM-Hochphase von „Songs Of Faith And Devotion“ erinnert, wenn auch die Texte nie in solche dunkelschwarze, seelische Abgründe driften. Auf „Angels & Ghosts“ wird eher die Seite des Lichtes behandelt, Worte wie Engel, Gott und Erlösung findet man an jeder Ecke. Dieser Umstand stört aber keineswegs, denn obwohl Gospel eigentlich religiösen Gründen dient, kann man diese Platte auch als Lebensbejahung ohne gläubigen Hintergrund betrachten. Orgeln und Gitarren, alles schafft Flächen und festen Untergrund. Dave Gahan erscheint hier noch stärker wie ein Prediger, man hört gebannt zu.
Die Erleuchtung erfährt man durch die zweite Zusammenarbeit des Sängers und der Produzten zwar nicht, dafür fehlt dem Album der letzte Schritt zur göttlichen Grösse. Trotzdem, The Soulsavers wissen, wie sie ihre Lieder aufbauen müssen und wie sie Gäste korrekt einbinden. Dank der knackigen Laufzeit stösst die angewandte Formel nie sauer auf und man freut sich auf das goldene Herbstlaub. Mit warmen Herzen wird man da durchschreiten, die Ohren voller Wohlklang.