Band: Cloud Nothings
Album: Last Building Burning
Genre: Indie Rock
Vertrieb: Wichita
VÖ: 19. Oktober 2018
Webseite: cloudnothings.com
Meinen 19. Geburtstag feierte ich mit rund 50 Gästen im gigantischen, parkähnlichen Garten meiner ersten WG. Wir verbrannten unsere Zusammenfassungen für die schriftlichen Maturprüfungen, die wir an diesem Freitag abgeschlossen hatten und feierten das Ende der Schulzeit und natürlich auch ein bisschen meinen Geburtstag. Und dafür liess ich das Cloud Nothings-Konzert in Zürich sausen. Ja, gewisse Opfer muss man bringen, und so richtig bereuen konnte ich das auch nicht, da mein Geburtstag ja schon auch wichtig war. Aber jetzt, da das Quartett mit „Last Building Burning“ für Nachschub sorgt, komme ich nicht umhin, ein bisschen sauer auf mein neunzehnjähriges Ich zu sein, das die Feier partout nicht auf den Samstag verlegen wollte. Denn Vorfreude auf eine Live-Version des mit acht energetischen und ungebändigten Songs – welche übrigens in nur acht Tagen aufgenommen wurden – bestückten Albums weckt Scheibe Nummer fünf allemal.
Dass Sänger Dylan Baldi, der die Band als Soloprojekt begann, nicht immer alle Töne trifft, sich seine Stimme dann und wann überschlägt und wohl eine Menge Speichel gelassen hat bei den Aufnahmen zu „Last Building Burning“, trägt dazu bei, dass Cloud Nothings wie ein ungezähmter Braunbär erscheinen – ob es Braunbären in ihrem Heimatstaat Ohio gibt? – der sich bedrohlich auf die Hinterbeine stellen kann und bereits ohne tatsächlich anzugreifen in die Flucht schlägt. Und doch zeigt er sich als geschickt, behände und rasend schnell im zubeissen, er spürt den Moment, indem er zupacken muss. Und gepackt wird man beim Hören von Songs wie „Leave Him Now“, „So Right So Clean“ oder „Another Way Of Life“. Zwar waren frühere Songs im Allgemeinen einfacher zugänglich, poppiger und meist auch einfacher gehalten in Bezug auf das Songwriting.
Die fesselnde Wirkung bleibt aber auch auf „Last Building Burning“ erhalten, was ein Stück weit auch mit den vielen Wiederholungen der Textzeilen zusammenhängt, was den Lyrics etwas von einem Mantra verleiht. Das fünfte Album der Band, deren Musik nun definitiv nicht mehr alleine als“Indie Rock“ ab zu tun ist, ist sehr viel ernster und düsterer als noch Vorgänger „Life Without Sound“, wobei der Gesang definitiv den grössten Unterschied darstellt. Doch auch das Durchschnittstempo liegt deutlich im höheren Bereich, verglichen mit dem, was von früheren Alben der Band bekannt ist. Was die interessante Frage aufwirft, wie viel Kalorien Cloud Nothings während einem Live Set der kommenden Tour wohl verbrennen. Sänger Dylan Baldi gibt an, das Gefühl von intensivem, kontrolliertem Chaos vermitteln zu wollen. Und das ist gelungen.
„Dissolution“, an sechster Stelle des Albums, fiel mir gleich besonders auf und löste den Gedanken „der wird meinen Gitarrenjungs gefallen“ in mir aus. Diese Gitarrenjungs will ich nämlich öfters Bremsen, um nicht jeden Song mit Noise und Feedback zu beenden. Obwohl ich durchaus verstehen kann, dass es Spass machen muss, einfach einmal etwas unorganisierten Lärm zu produzieren und die Energie langsam im Raum verpuffen zu sehen. Was auf „Dissolution“ geschieht, macht also in dieser Hinsicht ziemlich neidisch: ganze viereinhalb Minuten gefüllt mit unorganisiert wirkenden Beckenschlägen und Trommelwirbeln, Gequietsche und Dröhnen. Und das nicht am Ende des Songs, sondern mittendrin. Weiter geht’s mit einem stetigen Aufbau, der in furchtbar schnellem, von Geschrei begleitetem musikalischem Chaos gipfelt.
„Last Building Burning“ ist eine Bereicherung für die Musikwelt und jedem zu empfehlen, der es wild und laut und schnell mag. Und dabei auch noch auf Indie steht. Wer Cloud Nothings bereits kennt und Stücke wie „Strange Year“ oder „Wasted Days“ mag, der hat besonderen Grund zur Freude.
Tracklist:
1. On An Edge
2. Leave Him Now
3. In Shame
4. Offer An End
5. The Echo Of The World
6. Dissolution
7. So Right So Clean
8. Another Way Of Life
Mitglieder:
Dylan Baldi – Gesang und Gitarre
TJ Duke – Bass und Gesang
Jayson Gerycz – Schlagzeug
Chris Brown – Gitarre, Keyboard und Gesang
Gründung:
2009
Text: Sarah Rutschmann