Alcopop! Records / VÖ: 27. Juli 2022 / Indie Rock
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Text: David Kilchoer
Sie nennen ihren Sound three-piece-indie-rock-whatever, sich selbst cheerbleederz, stehen als Clows verkleidet auf dem Cover ihres ersten Album „even in jest“, was so viel wie „auch im Scherz“ bedeutet. Die drei Frauen Soph, Kathryn und Phoebe aus London nehmen sich und ihre Musik nicht allzu ernst. Das ist angenehm erfrischend.
Wenn sie etwa mit dem college-rockig-punkigen „break ur arm“ ins Album reinbrettern, mit überdrehten Gitarren und sich den Frust von der Seele singend. Oder im noch einen Schuss punkigeren folgenden „cute as hell“ eröffnen: „I changed my underwear 13 times today“. Das ist lyrisch und musikallisch alles weder besonders bedeutsam, noch allzu komplex. Aber auch nie simpel. Da legen sie eine rhythmische Bodenwelle, dort einen Überraschungsakkord – und setzen mit ihrer Scherzhaftigkeit auch immer wieder lyrische Pointen.
Der Sound kommt ungeschliffen, direkt und authentisch daher. Harte Gitarrenriffs, wilde Drums und unverschnörkelte Gesangslinien sind das Merkmal. Doch nach vier Nummern brechen die drei den Stil kurzzeitig, zuckern new-wavigen Synth-Pop in „love/hurt“ mit breiten Keyboard-Pads und gitarrenfrei (jemand muss ja die Tasten drücken – und Overdubs sind überbewertet). Der Song passt so gar nicht ins bisherige Geschehen, doch das muss er bei diesem Konzept auch nicht unbedingt. Vielleicht ist er nur ein weiterer Scherz. Die cheerbleederz wiederholen derlei später mit dem shoegazigen „lazy bones“, auch ein Stilbruch – oder halt Teil des „whatevers“ im Soundbeschrieb.
Man kann den cheerbleederz vorhalten, ein Debütalbum sollte ein bisschen besser wissen, wo es hinwill. Umgekehrt muss sich eine junge Band ja nicht zwingend in eine Schublade drücken lassen. Die cheerbleederz machen, was sie wollen. Und das sagen sie auch von Beginn weg – mit Charme und Humor.