Lagerfeuer Records / VÖ: 29. September 2023 / Pop
celinabostic.de
Text: David Spring
Gute Musik muss etwas in uns auslösen. Fühlt man sich mit seinen Emotionen und Erfahrungen verstanden, gehört oder bekräftigt, dann wurde das Ziel erfüllt. Sehr zu Herzen genommen hat sich dies die Berliner Künstlerin Celina Bostic, denn ihr neustes Album fühlt sich an, wie die Umarmung einer guten Freundin, auch wenn alles mal wieder aus dem Ruder läuft.
2020 wühlte Bostic die deutsche Musiklandschaft mit ihrer grossartigen Anti-Rassismus-Hymne «Nie wieder leise» gehörig auf. Der grossartige Videoclip dazu liess etliche schwarze Celebrities sich die Klinke in die Hand geben und fuhr einiges an Awards und YouTube-Clicks ein. Vor allem aber zeigte der gewaltige Song auf, wie wichtig und wertvoll die Community ist, um all den Menschen eine Stimme zu geben, die diese vielleicht selber gerade nicht finden. Passend also, lautet nun auch das Album auf diesen Titel.
Jeder Song auf der Platte beweist lautstark, was für eine hervorragende, kreative Künstlerin Celina Bostic ist. Im formidablen Opener «Doppelgemoppelt» zeigt sie dies gleich mit unverschämt tanzbarem Beat und einer wundervoll, süchtig-machenden Hook. Die Textzeile «Ich hab nen DNA-Test gemacht, da stand drin, dass ich zu 100% von dieser Welt bin.» spricht bestimmt vielen direkt aus dem Herz. Es folgen wundervolle, grundehrliche Songs wie die versöhnliche Abhandlung mit schwangerschaftsbedingten Veränderungen des eigenen Körpers in «After-Baby-Body», der kämpferische Aufruf im Angesicht allerlei Widrigkeiten «Die Resilienz» oder das wütende«Schlechter Tag», eine glorreiche Ode an die eigene Scheiss-Laune.
Bostic war schon mit vielen Grössen wie Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg oder Judith Holofernes unterwegs, entsprechend vielfältig sind auch ihre musikalischen Einflüsse. Am meisten abgefärbt hat wohl ihr Mitwirken als fester Bestandteil des Farin Urlaub Racing Teams, denn die Detailverliebtheit und das stete musikalische Augenzwinkern des Die-Ärzte-Gitarristen scheinen immer wieder durch. Ihr Fingerspitzengefühl für fantastische Chöre sowie der Einsatz von viel Body-Percussion – sämtlichen Geräuschen, die man dem eigenen Körper entlockt – machen die Musik einzigartig und wundervoll abwechslungsreich.
Celina Bostic macht Empowerment-Pop, der das Herz und die Seele erwärmt und alle miteinschliesst. Es gibt viele Missstände auf der Welt, darum dürfen wir wirklich «Nie wieder leise» sein. Die Essenz der Platte ist so positiv wie klar: Zusammen sind wir am stärksten und können die Welt zu einem schöneren und besseren Ort machen. Zum Schluss lassen wir darum einfach ein Zitat aus dem wundervollen Song «Zu Weit» stehen: «Komm, wir gehen zu weit und schauen, wie es uns da gefällt. Ich brauch einen Teller Buntes für meine graue Welt.» Was für eine wunderbare Botschaft.