City Slang / VÖ: 26. Januar 2018 / Americana, Folk
casadecalexico.com
Text: Michael Bohli
Seit neun Studioalben lassen uns Calexico in wärmere Gefilde entfliehen, spielen Reiseleiter durch die Südstaaten der USA und Mexico und entlocken dem Americana immer wieder neue Perlen. Mit „The Thread That Keeps Us“ haben es die Mannen um Sänger Joey Burns und Schlagzeuger John Convertino erneut geschafft, all ihre Stärken neu zu bündeln und mit neuen Einflüssen zu versehen. Denn die Platte wurde nicht nur an der kalifornischen Küste aufgenommen, sondern erlaubt sich angenehm viel Dreck und Staub auf den Melodien. Die elektrischen Gitarren dürfen verzerrt durch die Landschaften schreiten, der Rock kapert sich Traditionen und formt neue Daseinsarten.
Aber keine Angst, weiterhin sind die tanzbaren Rhythmen, die Latino-Harmonien und die herrlich luftige Instrumentierung im Zentrum. Mit „Voices In The Field“ und „Bridge To Nowhere“ erhält man zu Beginn auch gleich grosse Highlights, doch „The Thread That Keeps Us“ fällt bis zu „Music Box“ nie in eine Grube und freut sich über den haftenden Sand. Diese neue Rauheit macht aus Calexico nicht nur eine frischer wirkende Band, es verleiht der Musik sogar eine weitere Ebene der Glaubwürdigkeit. Da passen sogar die kurzen Gitarren-Zwischenspiele („Spinball“ und „Shortboard“) perfekt in das Gesamtbild und öffnen das Werk für Psychedelic und Hippietum.
Man merkt Stücken wie „Under The Wheels“ oder „Dead In The Water“ richtig an, dass sich die Musiker von Calexico vollends auf ihr Können als Songschreiber verlassen und mit viel Esprit und Freude die Arbeit bewältigt haben. Man erhält offene Geschichten voller Flächen und Hall, kernige Momente in der heissen Sonne und Tanzverlockungen für die sommerlichen Nächte. Seit langem war kein Album dieser Band mehr so voller mitreissender Momente, die sich sofort im Herzen einrichten und dort gerne für immer bleiben dürfen. „The Thread That Keeps Us“, und wir behalten euch noch ganz lange sehr nahe.