Autorin: Taylor Jenkins Reid
Titel: Daisy Jones & The Six
Verlag: Ullstein
Übersetzung: Conny Lösch
«Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein. Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand. Punkt.» – Daisy Jones
Daisy Jones – Groupie
Daisy Jones ist jung, selbstbewusst und hat die blauesten Augen, die man je gesehen hat. Nachts streift sie in den Clubs am Sunset Strip umher; sie gelangt mühelos backstage und kennt schon bald jede Menge Leute. Doch sie will mehr. Tagsüber schreibt sie eigene Songs, die sie performt, und schon bald bringt sie ihr erster Plattenvertrag ihrem Traum ein Stück näher.
Billy Dunne ist Frontmann bei The Six; die Band hat schon einige grössere Konzerte gegeben und sich einen Namen gemacht. Ausserdem sind sie bei derselben Plattenfirma wie Daisy – und die wittert eine Goldgrube: Für ein gemeinsames Album wird aus den beiden Künstlern Daisy Jones & The Six. Doch die Funken zwischen Daisy und Billy sprühen bald nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne.
Sex, Drugs & Rock’n’Roll
Taylor Jenkins Reids Roman entführt uns in die tiefen 1970er Jahre. Ja, man denkt an Rockgötter, Emanzipation und Freiheitsgefühl, an Musik und einen exzessiven Lebensstil. Ja, auch hier sind diese Dinge tatsächlich prägend. Doch hinter den Kulissen der Band brodelt es: Heimliche Affären, Eifersucht und Drogenmissbrauch begleiten sie stetig, der Erfolg verändert sie. Erstaunlich lange funktionieren sie zwar noch zusammen auf der Bühne, aber die negative Vorahnung schwingt stetig mit. Daisy Jones & The Six sind zum Scheitern verurteilt.
Wie aus dem richtigen Leben
Daisy Jones & The Six sind eine fiktive Band; laut eigenen Aussagen hat sich die Autorin aber stark von der Musik und Geschichte von Fleetwood Mac inspirieren lassen. Tatsächlich werden da oft Assoziationen geweckt. Grosse Authentizität erhält der Roman aber auch durch seine besondere Form: Er ist komplett als Oral History verfasst. Taylor Jenkins Reid lässt die Figuren frei aus der Vergangenheit erzählen und fügt ihre Aussagen thematisch zusammen. Dadurch treten Bestätigungen, aber auch Widersprüche zutage, die es ermöglichen, die Geschehnisse nachzuvollziehen.
So eine Oral History bedingt (oder ermöglicht) natürlich keine sprachlichen Meisterleistungen. Wer aber ohne diesen Anspruch an ein Buch herangehen kann, erhält einen durchaus angenehm geschriebenen Roman, der sich schnell wegliest. Liebe und Hass, Musik und Machtkampf, Drogen und Dramen – diese fiktive Bandbiografie liefert alles, was dazugehört, und zwar mit erschütternder, aber authentischer Direktheit. Das macht «Daisy Jones & The Six» auf jeden Fall zu einer tollen Sommerlektüre.
Text: Cornelia Hüsser