Fearless Records / VÖ: 21. März 2025 / Metal
bloodywood.net
Text: David Spring
Musik vermag nur noch selten zu überraschen, doch kaum eine Band hat mich so positiv und ganzheitlich aus den Socken gehauen wie Bloodywood mit ihrem stellaren Debüt «Rakshak». Das war 2022. Mittlerweile ist die Punjabi-Metal-Formation aus Neu-Delhi nach zahlreichen internationalen Touren verdientermassen in aller Munde, und mit «Nu Delhi» steht uns endlich Album Nummer zwei bevor.
Wer denkt, dass die traditionellen indischen Instrumente im groovenden Nu Metal der Band höchstens ein nettes Gimmick sind, wird lautstark eines Besseren belehrt. Der Opener «Halla Bol» beginnt mit rückwärts klingendem Halsgesang, bevor treibende EDM-Beats und bedrohliche Flöten den Puls beschleunigen und schliesslich die Erlösung in Form eines gewaltigen Riffs kommt. Heidewitzka, diese Band geht ab! Stell dir vor, wie du mit der Faust in der Luft verschwitzt immer wieder die Worte «Halla Bol Halla Bol» («raise your voice») gen Himmel schreist, während dir krachende Gitarrenriffs den Schädel zertrümmern. Welch Freude – Bloodywood sind zurück!
«Hutt» verwischt danach die Grenzen zwischen Metal, Rap und Folk mehr denn je, wobei sich Punjabi und Hindi wie bereits auf dem Vorgänger als perfekte Sprachen für Sprechgesang und gnadenlosen Groove erweisen. Bloodywood gelingt es auf dieser neuen Platte, die folkigen Elemente und Instrumente, etwa die fest zur Band gehörende Dhol (traditionelle Trommel), noch nahtloser in die wuchtigen Riffs zu integrieren. Ein brutaler Abriss wie «Dhadak» oder ein modernes Monster wie «Kismat» verbinden sämtliche Elemente perfekt. Da bleiben auch die letzten Klischees über indische Musik im Hals stecken. Und natürlich werden fleissig neue Elemente in den Sound eingebaut. Bestes Beispiel: die glorreiche, völlig wahnwitzige Techno-Punjabi-Metal-Kollaboration «Bekhauf» mit niemand Geringerem als – Babymetal. Einfach sagenhaft, wie gut das alles aufgeht. Es soll mir irgendjemand mal zeigen, wie man dazu bitte stillsitzen kann!
Inhaltlich hält sich die Band ebenfalls nicht zurück. Die mal gesungenen, mal gerappten, seltener geschrienen Lyrics behandeln soziale, politische und gesellschaftliche Themen. Mentale Gesundheit, das Streben nach Selbstbestimmung, sexuelle Gewalt, politische Unruhen, Heimat und Herkunft oder, wie im Fall von «Tadka», einfach das indische Essen – Bloodywood sprechen viele wichtige Dinge an und bieten weit mehr als nur einzigartige Musik. Der Titeltrack ist schliesslich eine kritische Liebeserklärung an die Heimatstadt der Band. Der gewaltige Song feuert ein letztes Mal alles ab, was diese Band so verdammt gut und einzigartig macht. Eine derart starke Hymne würde sich manche Stadt auf dieser Welt wünschen.
Es überrascht kaum, dass Bloodywood mit «Nu Delhi» auf allen Ebenen unvergleichlich abliefern. Erfreulich ist zudem, dass sie sich nicht als kurzlebiges Phänomen entpuppen, denn tatsächlich räumt das Album vielleicht sogar noch mehr ab als das Debüt. Auf jeden Fall steht es um den Metal in Indien besser denn je, und der Rest der Welt kann sich auf etwas gefasst machen. Der furchterregende Kampf-Elefant hat die Stosszähne geschliffen – Bloodywood sind stärker, explosiver, intensiver und besser denn je!
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