Alchemy Recordings / VÖ: 10. Juni 2022 / Alternative Rock
billyhowerdel.com
Text: Michael Bohli
Wenn sich Billy Howerdel an den Gitarren bedient, dann klingt dies wohlig düster und mit Wave-Nachhall. Als Mitglied und Songwriter von A Perfect Circle ist er weltweit zu einer grossen Fangemeinde gekommen und emanzipiert sich mit «What Normal Was» von dieser Gruppe. Das Solodebüt findet in einer klanglich ähnlichen Umgebung statt, zeugt aber klar von der alleinigen Ideensammlung. Nicht nur fühlte sich der Musiker in seine Teenagerzeit zurückversetzt, er fand endlich den Raum für Wünsche und Träumereien.
Mit dem elektronisch gehaltenen «Selfish Hearts» beginnt die Platte nachdenklich und stimmungsvoll, die Saiten kommen erst bei «Free And Weightless» ins Spiel. Dann allerdings entzückt Billy Howerdel nicht nur Verfechter:innen des Alternative Rock, sondern auch Leute aus der Grufti-Szene. «What Normal Was» wird als Album nie fröhlich, sondern verbringt den gesamten Tag im Schatten, sitzend und nachdenklich. Wunderbare Melodien sind vorhanden («Beautiful Mistake»), ebenso treibende Instrumentalspuren («The Same Again»).
Komplett anders als seine Hauptband klingt Billy Howerdel auf diesem Album nicht, zusätzlich kann bemängelt werden, dass gewisse Ideen nicht wirklich zünden. Was an «What Normal Was» aber vorzüglich funktioniert sind Sounds, Atmosphäre und Produktion. Keyboards, Bassläufe, kühles Schlagzeug und Effekte auf den Spuren – alles verbindet sich zu tollen Liedern, die eine geheimnisvolle Nacht herbeizaubern.