Band: Better Oblivion Community Center
Album: Better Oblivion Community Center
Genre: Indie / Singer-Songwriter
Label: Dead Oceans
VÖ: 22. Februar 2019
Webseite: betteroblivioncommunitycenter.org
Vielleicht nicht für alle aber doch für viele tauchten Better Oblivion Community Center wie aus dem Nichts auf: Eine Kollaboration von Phoebe Bridgers und Conor Oberst, die angesichts der jüngsten Arbeiten der einen und der früheren des anderen zwangsläufig Beachtung finden musste. Während Bridgers mit ihrem Debüt und dem Bandprojekt boygenius die Herzen steil den Berg raufjagte, ist die Sache bei Oberst schon ein bisschen komplizierter.
Es war 2002 und der junge Oberst hatte mit Bright Eyes ein Überalbum im Gepäck (“Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground“) sowie viele Kolleginnen und Kollegen in Omaha. Schon verschrie man ihn zum potentiellen Kurt Cobain der nächsten Generation mit irgendeinem Buchstaben im Schlepptau. Aber Omaha war logischerweise nicht Seattle und natürlich muss man bei einer solchen Feststellung schmunzelnd an Tocotronic denken.
Bright Eyes machten danach noch weitere sehr tolle und dann eher durchschnittliche Alben, Oberst verlor mit seinen Soloalben ein bisschen den Fokus, konnte aber trotzdem immer wieder punkten – unter anderem mit seiner anderen Band Desaparecidos. Und jetzt hauen die beiden einfach so ein Album raus, ohne grosse Vorankündigung, ohne grosses Tamtam und genauso klingt es auch: frisch, unkompliziert und inspiriert. Wer Bright Eyes und Phoebe Bridgers bis anhin mochte, der wird nicht enttäuscht. Und natürlich steht dies wohl in jeder Rezension zu diesem Album und natürlich ist das banal, aber es ist eben auch wahr: Es verbindet relativ unaufgeregt die Stärken von Bridgers und Oberst zu einem stimmigen Ganzen.
“Better Oblivion Community Center“ kann also keinen überraschen, nicht nur weil Oberst bereits auf dem Debüt von Bridgers zu hören war. Erstaunlich ist, dass es eher Conor Oberst als Frischzellenkur dienen wird. Bridgers befindet sich nach den sehr positiven Reaktionen auf boygenius momentan auf einer anderen Flughöhe als ihr 14 Jahre älteres musikalisches Vorbild, das dafür nicht nur sie über viele Jahre hinweg beeinflusst hat. Aber das spielt am Ende auch alles gar keine so gewaltige Rolle bei grossartigen Songs wie “Service Road“ oder “Chesapeake“. Und da stören Belanglosigkeiten wie “Exception To The Rule“ niemanden, ein Song, der an “Digital Ash in A Digital Urn“ erinnert, aber nicht daran heranreicht. Der Stern von Oberst war nie verglüht und leuchtet einfach nicht mehr so hell wie früher – man wird sehen, wie es Phoebe Bridgers ergeht. Bei dem Output, den sie hinlegt, scheint alles möglich. Und im Moment scheint es ganz hell.
Tracklist:
1. Didn’t Know What I Was In For
2. Sleepwalkin‘
3. Dylan Thomas
4. Service Road
5. Exception To The Rule
6. Chesapeake
7. My City
8. Forest Lawn
9. Big Black Heart
10. Dominos
Bandmitglieder:
Phoebe Bridgers – Gesang und Gitarre
Conor Oberst – Gesang und Gitarre
Text: Michael Messerli