Autor: Dirk Bernemann
Titel: Ich hab die Unschuld kotzen sehen,
Teil I und II
Verlag: Ubooks
Geschrieben von: Cyril Schicker
Die beiden zwischen jeweils zwei Buchdeckeln gepressten Schreibergüsse aus der spitzen Feder Dirk Bernemanns sind etwas vom Feinsten, das man dieser Tage lesen kann. Nicht hochgegriffen sind die Texte, dafür harsch, erbarmungslos, primitiv und wahrheitsgetreu. Dirk Bernemann nimmt kein Blatt vor den Mund, bringt morbide, böse und doch verspielte Sätze zu Papier.
Die unzähligen Kurzgeschichten sind vielmals miteinander verschachtelt, einzelne Sequenzen oder Protagonisten (ja, Antagonisten gibt es ebenfalls) kommen immer dann wieder vor, wenn man nicht damit rechnet. Zwischendurch fliessen ausserdem seine musikalischen Einflüsse rein – bezaubernd, Phillip Boa and the Voodooclub, Die goldenen Zitronen (etc.).
Vom (akademischen) Anspruch her sind die zwei „Wunderbarkeiten“ wie erwähnt nicht weit von fäkalschwangeren Wortreihen entfernt. Doch etwas anderes scheint Dirk Bernemann auch nicht zu wollen. Muss er auch nicht. Soll er auch nicht. Die Welt ist ohnehin zertrümmert, jedweder Versuch, das Ganze schönzureden, kommt einer satten Lüge gleich. Eine Prise (sinistre) Wahrheit tut gut. Pinselt den Bauch. Dem Buch. Uns allen. Auf viele weitere Bernemann’schen Lektüren!
Auszüge aus Dirk Bernemanns Buch „Ich hab die Unschuld kotzen sehen I“:
„Wir liegen mit mehr Krebszellen als Verstand im Kopf auf diesem durchgefickten Sperrmüllsofa. Wir sind Engel, die Verführer und die Verführten des Amokzustandes, mancherorts fälschlicherweise Leben genannt …“ „Wurde mit einem neuen Fall betreut. Toter Mann, tote Frau, jeweils Kopfschuss. Gehirnverteilungsmassnahme und Gedankenausschüttung. Klare Verhältnisse …“ „Stiller Killer. Schaut um die Ecke. Bringt dich um die Ecke. Ein attraktiver Mann, Mitte zwanzig. Tötet. Für Geld. Auch in Serie. Für mehr Geld …“ „Lieber sitze ich da und werde meinen Wein achten – als Weihnachten zu schlachten …“
Auszüge aus Dirk Bernemanns Buch „Und wir scheitern immer schoener – Ich hab die Unschuld kotzen sehen II“:
„Und wir scheitern immer schöner …“ Jeden Tag geh ich ins Bad und wasche ein Frauengesicht. Dann male ich mir neue Gesichtszüge. Versuche, etwas Gefühl zu zeichnen, aber da ist nur Verfall. Nur langsames Altern …“ „Da liegt es deformiert auf der Strasse. Knochenbrüche lassen die Gestalt des Kindes wie von Picasso gemalt wirken. Ganz abstrakt und gar nicht mehr Mensch. Die Menschlichkeit ist weggebrochen. Entfremdet vom Sein …“ „Leider gucken Männer auch in Gesichter. Meins mag ich keinem zeigen. Es ist kaputt. Zerrissen. Vernarbt. Gerötet. Entzündet. Verdorben. Verwelkt. Befallen. Gefaltet …“ „Ohne Einatmen fickt mich der mich umgebende hochkonzentrierte Sauerstoff. Die Umgebung ist dunkelgrün. Es ist nicht kalt – weil es schön ist …“ „Ein Geschoss gewährt sich Schädel splitternd Einlass in mein Innerstes. Ich bemerke, wie die Kugel auf der anderen Seite, ebenfalls Knochen durchdringend, wieder austritt. Ich habe mich entschlossen. Ich habe mich erschossen …“
Teil I:
In der CH zu kaufen bei: www.kaktus.net
In D zu kaufen bei: www.ubooksshop.de
Format: Taschenbuch 12 x 18 cm, 128 Seiten
ISBN: 978-3-937536-59-0
Teil II:
In der CH zu kaufen bei: www.kaktus.net
In D zu kaufen bei: www.ubooksshop.de
Format: Taschenbuch 12 x 18cm, 128 Seiten
ISBN: 978-3-86608-054-6