Autor: Dirk Bernemann
Titel: Asoziales Wohnen
Verlag: Unsichtbar Verlag
Geschrieben von: Cyril Schicker
Kinderpisse, Zivilisationsmüll, Denkphobie, Elektroanschluss, Keimfreiheit, Männerherzflambierendes,
Verdauungsmorast, Gangsterpose, Schlachtfeldstimmung, Aggressionsdroge, Verrottungsangst, Bauhilfskaspar, Lifestylescheissexpertenmeinungspropaganda, Scannerpennerweib, Zombieoptik, Unterschenkelamputation, Gefühlsabspaltung, Kochrezept, Sentimentalfahrt, Taschengelderhöhung, Designawarddesigner, Mikrowelle, Adipositas, Nackensteak, Egalgesicht, Streichmett, Bausparvertrag, Polizeipräsenz, Knochenabstraktum, Verwesungsgeschwindigkeit, Bodenlochklo …
… Wunderkind Dirk Bernemann, das mehr Wunder denn Kind ist, hat mit „Asoziales Wohnen“ dem harsch-brachialen Lesevergnügen freien Lauf gelassen. Sein neustes Werk befasst sich mit dem Zusammenleben von Menschen, die zugleich Nutzniesser und Opfer räumlicher wie auch zeitlicher Enge werden.
Fahrradständer bohren quasi ihr Metall ins Innere der umliegenden Kinderspielplätze, diese wiederum graben den ummantelnden Parkbuchten das Wasser ab. Es ist alles da, aber eben auch nicht mehr. Die alltägliche Mediokrität kriecht dabei durch jede Hausritze und im Fokus stehen Mann, Frau sowie Kind – allesamt aschfahle Marionetten kärglicher Verhältnisse.
Sie alle treffen sich in diesem schändlichen Woauchimmer und machen uninspiriert Wasauchimmer – schliesslich mit Wemauchimmer. Dirk Bernemann verkettet über insgesamt 315 Seiten die Schicksale geschickt und haucht kruden Charakteren (nicht immer frisches, aber oft kurzes) Leben ein. Egal, ob jung oder alt, bei jedem Einzelnen nagt der Zahn der Zeit, auf immerzu unterschiedliche Art und Weise.
Aphoristiker Manfred Hinrich sagte einst, der Tod sei Entwicklungsleiter – und ja, auch sah er den Tod als zentrale Randerscheinung. Beim Bernemann’schen Schmaus ist das nicht anders respektive das individuelle Ableben Lebenselixier zugleich oder zumindest Bestandteil des roten Fadens. Seine mitunter provokative, ja, gar schnöde Ausdrucksweise passt gut ins Bild und trägt stark zum Lesefluss bei.
Erscheinungs-Datum: 5. Oktober 2012
Format: Taschenbuch – 315 Seiten
ISBN: 978-3-942920-14-8