Autor: Dirk Bernemann
Titel: Vogelstimmen
Verlag: Ubooks
Geschrieben von: Cyril Schicker
Dirk Bernemann hat sich dank Schmankerln wie „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ (Teil 1 und 2) oder „Ich bin schizophren und es geht mir gut“ gleich selber auf die höchste Popularitätsstufe gehievt. Und das zu Recht! Der sympathische Deutsche offerierte eine bislang noch eher unbekannte Brachialromantik, die zuweilen an Bizarrerien und Absurditäten nicht zu überbieten war.
Die verschachtelten Kurzgeschichten sprühten Liebesfunken, hantierten gleichzeitig aber auch unbarmherzig mit dem Morgenstern. Zermarterte Hirne, ungläubige Augen und hämisches Grinsen waren die Folge. Überdies pflasterten Blut, Kot(-ze), Sperma und Suizidales den Leserweg, ohne aber jeweils in seichte Effekthascherei abzudriften. Das ist hohe Kunst, das ist beispiellos, das ist nichts für zarte Seelchen. Letztere könnten aber durchaus an Bernemanns neustem Werk „Vogelstimmen“ Gefallen finden.
Bei „Vogelstimmen“ gibt – gänzlich unerwartet, ist leider jedoch Tatsache – eine unwirtliche Gewöhnlichkeit der langen Weile die Klinke in die Hand. Sich durch die knapp 300 Seiten durchzuackern, ist fast schon als harte Arbeit zu taxieren. Klar, es hat zwischendurch schon die eine und andere Stelle, die man gerne zweimal liest und bei der man sich spitzbübisch freut. Doch die sind arg dünn gesät, weshalb „Vogelstimmen“ keinem Klang für Götter gleichkommt, sondern eher einer zähflüssigen Buchstabensuppe. Und die will man auch nur während einer Diät kosten.
Glücklicherweise hat Dirk Bernemann nun schon mehrmals bewiesen, dass seine spitze Feder schwung- und kraftvoll daherkommt. Wir üben uns liebend gerne in Geduld und wenn Geduld doch nichts nützt, geben wir uns einfach wieder seinen ersten Werken hin. Und dann wird (noch einmal) mit Wonne gekotzt!
Anmerkung: Der dritte Teil „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ ist mittlerweile herausgekommen. Das Triumvirat von Dirk Bernemann ist Tatsache.
Erscheinungs-Datum: September 2010
Format: Hardcover, 12 x 18 cm, 288 Seiten
ISBN: 978-3-86608-135-2