4. November 2016
Oxil – Zofingen
Bands: Zlang Zlut / Wolf
Wenn in einem Konzertlokal am Freitagabend drei Musiker auftreten, dann geht man in der Regel davon aus, hier nur eine Band anzutreffen. Nicht so im Oxil in Zofingen, das mit Wolf und Zlang Zlut gleich zwei Gruppen aus der Schweiz auftreten liess, die mit ihrer Musik und Besetzung entgegen der Norm praktizieren. Schade nur, liess dies die meisten Leute kalt und nur wenige fanden den Weg in den Kulturschuppen – ein Stimmungskiller war es aber nicht.
Wolf nutzte seinen Lokalmatadoren-Bonus und streute kleine Anekdoten und Kommentare zwischen die Lieder, welche vor den versammelten Leuten auch ohne Mikrofon erzählt wurden. Auf seiner eigenen Bühne in Europallett-Grösse und alleine mit Bass, Trommel und vielen Effekten bestückt, schüttete er mit seinen Songs nicht nur sein Herz aus, sondern auch alle Glieder durch. Selten hört man einen Musiker, der mit den vier tief gestimmten Saiten solch wunderbare Melodien und Läufe herbeizaubert – zu keiner Sekunde vermisste man die übliche Gitarre eines Singer-Songwriters.
Wunderbar dreckig und kratzend liess man sich die Lieder zu einem kalten Bier auf der Zunge vergehen und fand sich in der familiären Stimmung sofort wohl. Dies nutzten danach auch Zlang Zlut zu ihrem Vorteil aus. Das Duo aus Basel wurde zwar ihrem Namen gerecht und liess das Oxil unter seinem bestialischen und lauten Sound erzittern, gab sich aber nahe und offenherzig. Erstaunlich, wie grossartig Lieder klingen, die nur mit Gesang, Schlagzeug und elektrischem Cello gespielt werden. Wild, schnell und ohne Kompromisse rockten sich Beat Schneider und Fran Lorkovic durch ihr Set.
Wer braucht schon Gitarren und Bass, wenn man alle Riffs auch sitzend am Streichinstrument spielen kann – und dabei noch Zeit hat, die Pedale des Moog Taurus zu bedienen? Und wer gibt sich schon zufrieden mit Schlagzeug spielen, wenn man dazu noch energetisch singen kann? Zlang Zlut bewiesen ihre Eigenständigkeit und spielten ein Set voller alter und neuer Epen, knackigen Stücken von der neusten Scheibe „Crossbow Kicks“ und frechen Cover-Songs. Irgendwo in einer heissen Unterwelt zwischen Rock, Heavy Metal und Gehörgang-Sprengungen zu Hause, geriet auch dieses Konzert des Duos zu einem Triumphzug – scheiss auf Konventionen.
Text: Michael Bohli