8. und 9. Juni 2018
Ballonfabrik – Augsburg
Bands (Freitag): Undertheskin / Shad Shadows
Bands (Samstag): Schonwald / Elvira And The Bats / Kadeadkas / Suir
Webseite: youngandcold.de
Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit und einem Jahr Verzögerung präsentierten Young & Cold Records in der Ballonfabrik in Augsburg (DE) ihr erstes Post-Punk-Festival Your Younger Days. Der Veranstalter ist für sein Festival Young And Cold (findet im September zum sechsten Mal statt) bekannt. Ich hatte schon viele positive Meinungen dazu gehört. Ich freute mich auf das Festival und die zwei Tage in Augsburg.
Nach der Absage von Holygram musste das Programm etwas umgestellt werden.
Shad Shadows, ein Nebenprojekt von Schonwald, durften das Festival eröffnen. Die Musik von Luca (Gesang und Keyboard) und Ale (Keyboard) kann man als elektronischen, sphärischen Dark Wave bezeichnen. Der Sound passte perfekt zum Sci-Fi-Hintergrund-Bühnenbild des Clubs. Der hallende Gesang und die düsteren, synthetischen Arrangements hatten etwas Hypnotisches. Das sympathische Duo aus Italien brachte mit seiner Klangcollage Bewegung ins Publikum. Nicht nur für mich war es der perfekte Auftakt ins Festival.
Undertheskin ist ein Einmann-Projekt aus Krakau in Polen. Mariusz Łuniewski (Gesang und Gitarre) wurde von zwei Live-Musikern begleitet (Gitarre/Elektronik und Bass). Der gewaltige Post-Punk-Sound mit finsteren Einflüssen traf den Nerv des Publikums. Mariusz stand im Mittelpunkt und sorgte für die Show, während sich die beiden Musiker ganz auf ihre Instrumente und Einsätze konzentrierten. Die pochenden Beats, Flanger-Basslines, Gitarrenlicks und Noises von „Trains“, „Burn“ oder „Cold“ verzückten das Publikum. Undertheskin überzeugten mit einem grandiosen Auftritt auf der ganzen Linie. Mit einer Zugabe verabschiedet sich die sichtlich erfreuten Musiker von den Zuschauern.
Den Samstag eröffnete Suir, ein Duo aus Frankfurt. Die Musik von Lucia (Elektronik) und Denis (Gesang und Gitarre) ist schleppend, düster und erzeugt zum Teil eine apokalyptische Atmosphäre. Ein weiteres Markenzeichen ist der tiefe Gesang des Sängers. Sein Gitarrenspiel war trotz zahlreicher Effektgeräte erstaunlich clean und führte wie ein roter Fanden durch die Tracks. Die beiden wirkten sehr konzentriert und liessen ihre Musik sprechen. Der Auftritt kam beim Publikum an und mit einem neuen Song, der überraschend tanzbar war, verliess die Band die Bühne.
Das Quartett Kadeadkas aus Köln entstand 2016. Die Band war die einzige am Festival, die ein klassisches Schlagzeug verwendete. Der punkige Sound versetzte das Publikum schnell in Tanzlaune. Die Sängerin performte die Texte abwechselnd in kroatisch, deutsch und englisch mit Leidenschaft und Überzeugung. Mir gefiel das dominante und virtuose Spiel auf den vier Saiten. Dazu passten die bissigen Gitarrenakkorde und das präzise Schlagzeugspiel. Der Gesang war eine Mischung aus Xmal Deutschland, Siouxsie und Lene Lovich. Der frische, energiegelade Auftritt war überzeugend und sorgte vor der Bühne für schwitzende und glückliche Gesichter.
Elvira And The Bats wurde 2009 in Paris gegründet. Die Bühne wurde vor dem Auftritt mit Spinnweben und kleinen bemalten Horrorpuppen dekoriert. Das Spezielle an der aktuellen Formation ist die unterschiedliche musikalische Herkunft: Der Bassist hat etwas von Glam Rock, der der Gitarrist würde auch in einer Metalband eine gute Falle machen und mittendrin Elvira, die Batcave Queen. Der Mann an der Elektronik sorgte für den Rhythmus, die Hooklines und Strings. Der Sound klang nach einer schrägen Mischung aus Batcave, Horrorpunk und Minimal-Electro-Elementen. Die Zuschauer machten begeistert mit und genossen den Auftritt der bunten Truppe. Mit einem Knall aus einer Konfettikanone mit kleinen roten Glitzerherzen wurde die unterhaltsame Show beendet.
Zum Abschluss des Festivals durften Schonwald ihre Musik präsentieren. Das Duo gründete 2008 sein Projekt in Ravenna (Italien). Aufgrund von Schulterproblemen konnte Ale leider nicht Bass spielen. Sie sang und bediente ein Keyboard. Luca startete die Songs auf einem Computer und spielte Gitarre. Die beiden meisterten die ungewohnte Situation professionell und liessen sich nicht beirren. Die Songs, eine Mischung aus Shoegaze, Dark Wave und Dream Pop, waren grossartig arrangiert und drangen ins Ohr. Ihr Gesang schweifte durch dem Raum, während er auf der Bühne herumtigerte und fantastische Melodien seiner Klampfe entlockte, die er meistens mit viel Reverb-Effekt spielte. Die Darbietung war ein Genuss, zum Abheben und animierte zum Tanzen. Die Show fand ein grosse Resonanz, was nicht zuletzt an der herzlichen italienischen Wesensart der beiden Protagonisten lag. Die Band war vom ganzen Festival sehr begeistert und bedankte sich mehrfach beim Publikum. Das Konzert von Schonwald war ein würdiger Abschluss eines eindrucksvollen Anlasses.
Das Post-Punk-Festival Your Younger Days in der Ballonfabrik war ein spannendes Erlebnis. Die familiäre Stimmung unter den Besuchern war sehr angenehm. Das freundliche Personal an der Bar und die perfekte Organisation durch den Veranstalter trugen zum Erfolg bei. Dass beim letzten Konzert noch alle Bands vor Ort waren zeigte, dass sich auch die Künstler wohl fühlten. Es wäre erfreulich, wenn es Your Younger Days Vol. 2 geben würde.
Text: JHG Shark
Bilder: JHG Shark und Daniel Zehnder