14. Februar 2017
Werk21 – Zürich
Bands: The Wonder Years / Trash Boat / Tiny Moving Parts
Dienstagabend, das Werk21, der kleine Bruder des Dynamos, hat ordentlich Besuch. Manche aus dem Publikum haben eine längere Anreise hinter sich, den gesprochenen Sprachen nach zu urteilen. Grund: Die sechsköpfige Band The Wonder Years aus Philadelphia ist nach drei Jahren Abwesenheit wieder in der Schweiz zu Gast. Und für die Supportbands Tiny Moving Parts und Trash Boat wagt man sich gleich noch ein bisschen lieber an diesem kalten Valentinsdienstagabend vor die Tür. Hopeless Records, das Label aller drei Bands, beweist mal wieder, dass es über ein gutes Händchen verfügt, was die Auswahl seiner Schützlinge betrifft.
Tiny Moving Parts aus Minnesota begleiten die Headliner bereits zum zweiten Mal auf Tour. Dylan Mattheisen, Sänger und Gitarrist der dreiköpfigen Band, versprüht eine halbe Stunde lang gute Laune und verschafft sich mit seinen geschickten Fingern auf seiner Telecaster gehörig Respekt. In einem älteren Interview erzählte Dylan, ihre Musik sei einmal beschrieben worden als “the feeling of hugging your best friend before they leave for college”, was die wohl passendste Bezeichnung sei, die er je gehört habe.
Band Nummer zwei, Trash Boat aus Edinburgh, gibt es erst seit knapp drei Jahren. Ihr erstes Album, „Nothing I Write You Can Change What You’ve Been Through“, ist noch kein ganzes Jahr alt. Die junge Band hat geradezu einen Blitzstart hingelegt, denn bereits in ihrem Gründungsjahr veröffentlichten sie ihre erste EP und wurden kurz darauf von Hopeless Records, dem Label bei dem auch Bands wie Milk Teeth, Moose Blood, Sum 41, Neck Deep, Taking Back Sunday und The Used untergebracht sind, unter Vertrag genommen. Dan „soupy“ Campell, Sänger von The Wonder Years, hüpfte beim letzten Song „Strangers“ mit auf die Bühne und übernahm den auch im Studio eingesungenen Gesangspart.
Nach einer weiteren kurzen Umbaupause und einem raschen Soundcheck sind The Wonder Years an der Reihe. Sie beginnen mit „Local Man Ruins Everything“ von ihrem dritten Album „Suburbia, I’ve given You All And Now I’m Nothing“, welches stark von den Erlebnissen zu ihrer Anfangszeit geprägt ist. Die Band aus Philadelphia ist zum dritten Mal in der Schweiz zu Gast, doch noch nie sind sie als Headliner bei uns aufgetreten. Sie spielen weitere Songs der vier Alben neuen Alben, das erste Album „Get Stoked On It“ aus dem Jahr 2007 wird grosszügig weggelassen.
Dan „Soupy“ Campell legt sich mächtig ins Zeug, das Gesungene mit Gesten zu untermalen, während sich die anderen fünf an ihren Instrumenten austoben. Musikalisch ist die Band in Topform und auch die mehrstimmigen Gesangsparts kommen sauber. Die perfekt abgestimmte Lichtshow erzielt die gewünschte Wirkung, die Atmosphäre wird den Songinhalten gerecht. In einem Interview mit The Aquarist Weekly im Oktober 2015, nach Veröffentlichung der neusten Scheibe „No Closer To Heaven“, sagte Campell, dass er einige Textzeilen in „Cigarettes & Saints“, der zweiten Single, hatte abändern müssen, da es schlicht zu schwer gewesen sei, sie zu singen. Die Texte handeln von den Erlebnissen der Bandmitglieder, von ihren Leben und Erfahrungen, von Identitätssuche und Verlust, aufgeschrieben und vertont als Möglichkeit, sich Ausdruck zu verschaffen.
In den vorderen Reihen wird Wort für Wort mitgesungen, die Texte werden vom Publikum zurückreflektiert. Weiter hinten hat sich die Stimmung jedoch verschlechtert – manche scheinen das Geschehen im Moshpit etwas zu ernst zu nehmen, es kommt zu einem Handgemenge. Auch nachdem die Band die Bühne verlassen hat und das Licht bereits wieder an ist, sind noch einige diesbezügliche Streitgespräche zu hören.
Die Band verabschiedet sich nach einer knappen Stunde, um dann zur – wie immer – geplanten Zugabe noch einmal auf der Bühne zu erscheinen. Das Konzert endet viel zu früh mit „Came Out Swinging“ – Dan Campells Abschiedsworte: „We are The Wonder Years and we came out swinging.“ – teilweise gesungen von Trash Boat Frontmann Tobi Duncan.
Text: Sarah Rutschmann