23. November 2018
Coq d’Or – Olten
Bands: Whispering Sons / Asbest / Grey Lips
Das Trio Grey Lips aus Genf eröffnete den Konzertabend. Die Formation wurde im letzten Jahr gegründet. Im Juni 2018 erschien ihr Debüt „Ruins“ auf Kassette. Der Sound der drei Messieurs war eine schnittige Kombination aus Punk, Garage-Rock und Cold Wave. Der stehende Schlagzeuger spielte auf zwei Floor-Toms und einem Snare die Beats. Der Gesang des Sänger/Gitarristen klang manchmal etwas leise, der zweite Mann an der Gitarre schrummte auf seinem Instrument zu den Sounds aus dem Computer. Das neugierige Publikum fand Gefallen am Auftritt und verabschiedete die Band mit einem herzhaften Applaus.
Asbest aus dem Rhein-Knie in Basel existieren seit 2016. Ihre Musik war alles andere als leichte Kost. Der raue Sound drang durch Mark und Bein. Im Zentrum des harten Noise-Rocks stand der gewaltige, zum Teil doom-artige Gesang der Sängerin. Dazu kam das drastische und eckige Rhythmus-Spiel des versierten Schlagzeugers. Die moderaten Lines der Bassistin hielten den Sound zusammen. Den Zuschauern gefiel die deftige Darbietung. Ich konnte mich nicht so richtig damit anfreunden und verliess bald mal auf ein Bier das Kellergewölbe des Coq d’Or.
Der Headliner kam aus Brüssel: Whispering Sons. Das Quintett um die Sängerin Fenne Kuppens veröffentlichte Mitte Oktober ihren ersten Longplayer „Image“ und machte während der Tour durch Europa auch Halt in Olten.
Das Lokal war inzwischen gut gefüllt und von der ersten Sekunde an spielte sich die Band in die Herzen der Zuschauer. Die epischen Tracks zwischen Post-Punk und Shoegaze wurden authentisch gespielt und schnell bewegte sich das Publikum dazu. Ein erster Höhepunkt war das zackige und pochende „White Noise“. Die Sängerin bewegte sich schnell und lebte den Song gestenreich mit. Ihre beeindruckende Stimme passte zum dynamischen und druckvollen Sound.
Das sinnliche und atmosphärische „Skin“ nahm etwas das Tempo aus dem Spiel, aber das feine Gitarrenspiel führte in eine geheimnisvolle, düstere musikalische Welt. „Fragments“, ein Song mit einem ungewöhnlichen Takt, aber mit einem fantastischen Arrangement aus Synthesizer, Bass und Gitarrenlicks im Refrain, brachte das Publikum in Wallung. Die Zeit verging wie im Fluge und schon kamen die Zugaben und mein persönliches Highlight: „Wall“. Dieser Song repräsentierte eine unglaubliche Reife und geniales Gespür für eindringliche Melodien. Der jagende Beat mit dem Flanger-Bass Sound ging in die Beine. Dazu der tiefe Gesang und die vibrierenden Gitarrensounds waren ein Genuss.
Whispering Sons bewiesen mit ihren Auftritt im Coq d’Or, dass sie zu den besten Acts der aktuellen Post-Punk Generation gehören.
Text: JHG Shark