22. April 2018
Kosmos – Zürich
Bands: Susanna Schwager / Julian Sartorius
Sich unsterblich machen, seinen Namen in die Ewigkeit tragen lassen – davon hat jeder Bewohner dieses Planeten schon einmal geträumt. Doch nicht vielen ist diese Ehre vergönnt. Noch schwieriger wird es, wenn man selbst aussuchen muss, wer sich zu diesem Zweck eignet. Genau dies wurde vor 40 Jahren mit den beiden Voyager-Missionen durch Carl Sagan und sein Team versucht: Eine allumfassende Botschaft der Menschheit zusammenzustellen, die auch weit entfernten Lebensformen aufzeigen kann, was das Leben auf der Erde ausmacht. Nach all diesen Jahren wirkt einiges davon (zu Recht) überholt. Zeit für eine Neuauflage.
Aus diesem Grund laden Musiker Hank Shizzoe und Michael Flury sowie Regisseurin Verena Regensburger unregelmässig Gäste in das Kulturzentrum Kosmos nach Zürich, um für 2020 eine dritte goldene Schallplatte mit Inhalten zu füllen. Dieses Mal waren Autorin Susanna Schwager für die intellektuelle, und Schlagzeuger Julian Sartorius für die polternde Seite auf der Bühne – inmitten von goldenen Lampen, umhersurrenden Geräuschen und projizierten Bildern. „Voyager III – Pilot 3“ war bereit zur weiten Reise in ferne Gebiete – immer mit voller Energie aus dem musikalischen Antrieb.
Schön war es zu erleben, wie sich die drei Musiker scheinbar mühelos gegenseitig zu Höchstleistungen antrieben und die gespielten Improvisationen und Song-Hommagen in fesselnde Erzählungen verwandeln konnten. Ob nun Lhasa Del Sela oder Talk Talk, die mitgebrachten Kandidaten für den Datenträger wurden mit Posaune, Gitarre und Schlagzeug zu tiefgründigen Betrachtungen. Und dass bei dieser Ausgabe das Augenmerk oft auf dem Klang lag, das war dank Julian Sartorius ein klarer Gewinn. Der Virtuose entlockte seinen Trommeln und Becken mit Hilfe von unzähligen Gegenständen nicht nur Geräusche, sondern auch Erzählungen. So brillierte er unter anderem in der Vertonung des Gemäldes «Der Garten der Lüste» von Hieronymus Bosch.
Direkter erzählte Susanna Schwager von ihren Entscheidungen wie dem Ruf der Amsel, der für sie die perfekte Grussform in der Natur darstellt. Oder von der Künstlerin Pipilotti Rist, welche mit ihrem Schaffen und Sein nicht nur diverse Generationen berührt, sondern scheinbar mühelos alle Altersschichten anspricht. Was wäre passender als eine solche Botschafterin für den Kontakt mit Ausserirdischen? Wobei auch Schwager selber mit ihrer Wortgewandtheit und geschickten Überlegungen ohne Probleme Gedanken und Gefühle den Besuchern in Zürich nahebringen konnte und sich darum auch erlaubte, als zweites gewähltes Foto alte Höhlenmalereien mitzubringen.
Ob die gewählten Geräusche, Lieder und Bilder schlussendlich jemals unseren Heimatplaneten verlassen werden, das steht noch in den Sternen. Durch diese Veranstaltung im Kosmos wurde die Unendlichkeit aber für einmal etwas greifbarer gemacht und man wurde als Zuschauer gleich selber dazu angeregt, eigene Kandidaten zu küren. Wem dies zu schwer ist, der erhält im Herbst 2018 dann erneut die Gelegenheit, Künstlern bei ihren Entscheidungen zuzuschauen.
Text: Michael Bohli