Uncle Acid & The Deadbeats + Blood Ceremony + Gaupa
Plaza – Zürich
Montag, 15. Mai 2023
Text: David Spring
Manche Bands sind so gut, dass man selbst dann zum Konzert fahren muss, wenn dieses an einem Montag stattfindet und die geliebte Gruppe gar nur als erste von Dreien spielt. So geschehen als die Schwedische Doom/Stoner Formation Gaupa an einem kühlen Wochenstart das Plaza in Zürich ordentlich aufheizen sollte. Headliner waren an diesem Abend zudem niemand geringeres als die legendären Uncle Acid & The Deadbeats, die dann auch die eine oder andere Haarpracht in Wallung bringen würden.
Gaupa machten also den Start. Mit ihrem grossartigen aktuellen Album «Myriad» im Gepäck standen die Zeichen für eine fulminante Show gut, der Opener «Mammon» haute auch gleich wundervoll rein. Der Plaza-Klub war schon ordentlich gut gefüllt, erfreulich war aber vor allem der unglaublich klare und fette Sound, der hier aus den Boxen klang. Jede fuzzige Gitarren-Note, jede wilde Gesangslinie und jeder rumpelnde Basston waren perfekt zu hören. Sängerin Emma Näslund begrüsste uns frohgemut mit den Worten «Hey Zurich, let’s disco», zum Glück aber hatte das folgende, ruppige «Exoskeleton» freilich herzlich wenig damit zu tun.
Gaupa gingen vorzüglich ab, insbesondere das grossartige «Vakuum» mit einem völlig durchgeknallten, heavy Schluss. In den ausgedehnten Instrumental-Parts liess Näslund ihren Gefühlen in Form von wildem Ausdruckstanz freien Lauf, und im abschliessenden Psychedelic-Rock-Meisterwerk «Febersvan» gab es von ihr lediglich faszinierende Vokalisationen und gelegentliche Schreie. Wahrlich beeindruckend, und so waren die 30 Minuten Spielzeit natürlich viel zu kurz, Gaupa hätten gerne noch Stunden weiterspielen können.
Glücklicherweise ging es hochkarätig weiter, als nächstes waren Blood Ceremony an der Reihe. Die doomig-psychedelischen Klänge wichen einem etwas gradlinigeren, folkigeren Rock, obwohl die Kanadier:innen dem Gehörnten inhaltlich wohl noch mehr frönen, als die Gruppe zuvor. Auch hier stand Frontfrau Alia O’Brien klar im Mittelpunkt, zum einen, weil ihre fantastische, rauchige Stimme einiges an Ehrfurcht gebot, vor allem aber, weil sie natürlich in erster Linie für ihre herausragenden Querflöten-Künste bekannt ist. Wie jede Band, die sich dieses Instrument zu eigen macht, muss erstmal der Vergleich mit Jethro Tull herhalten, doch Blood Ceremony stehen klar auf ihren eigenen Beinen.
Die Flöte lieferte sich wahnwitzige Duelle mit der Gitarre, und quasi nebenbei bediente O’Brien auch noch die Tasten am Piano. Die mal knackig rockenden, mal heftig doomigen Songs luden zum Headbangen ein und die Vier boten eine hervorragende Show. Die mittlerweile sehr zahlreich anwesenden Menschen goutierten den eklektischen Mix, die Haarprachten kamen aus dem Rotieren kaum heraus. Auch Blood Ceremony hätten noch lange spielen dürfen, so viel Spass machte das, doch irgendwann war Zeit für den Headliner.
Auf diesen freuten sich alle, denn als die Herren von Uncle Acid & The Deadbeats endlich die Bühne betraten und mit dem gewaltigen «Mt. Abraxas» loslegten, gab es kein Halten mehr. Der wundervoll schleppende Track liess den ganzen Saal im Takt headbangen. Der für die Band typische, mehrstimmige Gesang und die wundervoll fuzzigen Gitarren liessen keinen Stein auf dem anderen. Die so fragwürdigen wie amüsanten Projektionen im Hintergrund – ein wilder Mix aus alten B-Horrormovies und (ok)kultigem Filmmaterial – sowie die Tatsache, dass die Bandmitglieder in beinahe vollständiger Dunkelheit auf der Bühne standen, tat ein Übriges dazu.
Die Setlist führte uns querbeet durch die Diskographie der vier Briten. Alte Hits wie «Death’s Door», «Ritual Knife» oder das herrlich gefürchige «Dead Eyes Of London» reihten sich bestens in aktuellere Songs wie «Shockwave City» und «Pusher Man» ein. Zugegebenermassen fehlte stellenweise etwas die Abwechslung, im Vergleich zu den beiden Support-Acts sind sich viele der Stücke von Uncle Acid & The Deadbeats sehr ähnlich. Dicke Riffs, old-school Gesangsmelodien, knatternde Bässe und ausufernde Solo-Parts – diesem Schema folgten eigentlich alle der gespielten Songs. Aber sind wir ehrlich, wie so oft ist das Jammern auf sehr hohem Niveau.
Am Ende des Tages boten Uncle Acid & The Deadbeats eine vorzügliche Show und erfüllten die Erwartungen sämtlicher Anwesenden mehr als gebührend. Die Band ist nicht umsonst eines der derzeit angesagtesten Aushängeschilder der Doom- und Stoner-Rock-Welt, die Songs gehen wundervoll ab und die eigenwillige Live-Show macht tierisch Spass. Und für genügend Abwechslung sorgten schlussendlich die beiden fantastischen Vorgruppen. Blood Ceremony ist allen Freund:innen von verspielter, okkulter Musik (und Querflöten) sehr zu empfehlen, und Gaupa sind eine unschlagbare Macht, von denen wir in Zukunft hoffentlich noch viel sehen und hören werden – ohne grosse Überraschung waren sie das Highlight des Abends. Einmal mehr war es ein grossartiger Start in die Woche, mit dröhnenden Ohren und schmerzendem Nacken lässt sich einfach alles besser ertragen.
Setlist Gaupa [Quelle: Setlist.fm]
- Mammon
- Exoskeleton
- Diametrical Enchantress
- Vakuum
- Febersvan
Setlist Blood Ceremony [Quelle: Setlist.fm]
- Old Fires
- Gemini
- Ipsissimus
- Half Moon Street
- Oliver Haddo
- I’m Coming With You
Setlist Uncle Acid & The Deadbeats [Quelle: Setlist.fm]
- Mt. Abraxas
- Mind Crawler
- Shockwave City
- Death’s Door
- Pusher Man
- 13 Candles
- Ritual Knife
- Dead Eyes Of London
- Crystal Spiders
- Melody Lane
- I’ll Cut You Down
- No Return