15. Februar 2018
Coq d’Or – Olten
Bands: Turn Me On Dead Man / Living Shape / Muerte Espiral
Alles immer in Nebel gehüllt und blau – wer nach diesem Donnerstagabend seine Erinnerungen sammelte, der musste teilweise wohl etwas genauer hinschauen. Denn die gitarrenmächtige und immerzu laute Nacht im Coq d’Or in Olten war vor allem eines: Hypnotisch fesselnd. Drei Bands haben gezeigt, dass wuchtiger Rock immer noch eine packende Wirkung in sich trägt – und sogar buchstäblich mit jedem Takt neue Leute anlockt. Denn obwohl Turn Me On Dead Man aus San Francisco am Schluss unter grossem Jubel im gut besuchtem Kellerraum als Helden von der Bühne gelassen wurden, hätte es auch anders kommen können.
Muerte Espiral betraten die Bühne nämlich, als erst eine Handvoll Neugierige den Weg in den Keller gewagt hatten. Doch kein Problem für das Trio um den Chilenen Jurel Sónico an der Gitarre: Mit ihrem energetischen und geradezu waghalsigen Stoner-Doom drängten sie die Luft und alle Zweifel aus dem Raum und füllten die Umgebung mit harten Riffs, extrem mitreissendem Drumming und wahrlich packenden Bassläufen. Diese Gruppe gibt es zwar noch nicht lange, aber bereits hier wurde klar, dass ihnen ein grosser Teil des Grunge-Psych-Kuchens gehört. Kontinenten überspannend und multilingual, ohne Zögern oder Pause.
Für Living Shape aus Zürich war es darum nicht ganz einfach, auf diesen Einstieg zu folgen. Ihr psychedelischer Rock spielte aber mit anderen Karten und setzte weniger auf die wuchtige Härte, sondern mehr auf das filigrane Spiel zwischen Fläche und Melodie. Immer wieder liessen sich die drei Mannen zu ausufernden Instrumentalteilen hinreissen, bevor sie ihre Songs dann doch in die dunkle Gruften stürzten. Nur schade, stolperte die Band teilweise etwas über ihre Kompositionen, aber der erst begonnene Werdegang wird bestimmt noch einige Überraschungen in sich tragen.
Turn Me On Dead Man gehören da schon zu den alten Hasen, die Truppe aus Amerika musiziert schliesslich bereits seit 2000 miteinander und habt ihren Hard Rock mit viel Stoner versehen. Das ging nicht nur letztes Jahr mit ihrem neusten Album „Heavy Metal Mothership“ vorzüglich auf, sondern zeigte sich auch in Olten als hervorragender Stampfer. Zwei Gitarren und ein Keyboard liessen die Besucher durch Vorhänge aus Sounds gleiten und nahmen uns alle mit auf eine Reise durch das All. Zwar gab es weniger psychedelische Bewusstseinsveränderungen, dafür immer wieder Jubelmomente und eine satte Rock-Ladung. Gerne nahm man im Nebel zwischen den blau leuchtenden Figuren Platz und ritt mit den Künstlern von dannen. Dieses Kraftpaket an Bands war eine wahre Wonne.
Text: Michael Bohli