22. August 2016
Werk21 – Zürich
Bands: TOE / Kid Ikarus
Die Platte in Endlosschlaufe.
Montagabend im Werk21, man könnte auch sagen Kontrastprogramm zu den Winterthurer Musikfestwochen. Viele Klubs haben Sommerpause nicht aber Hirsch Productions, die bekannt sind für ihre Postrockshows.
Den Auftakt machen Kid Ikarus aus Zürich, die ihren Namen von einem alten Nintendospiel übernommen haben. Wie im Game selber taucht man bei der Band in eine Fantasiewelt ein. Doch wer denkt, dass man typischen 0815 Postrock um die Ohren bekommt täuscht sich. Kid Ikarus haben sich entwickelt, sind reifer geworden wie auch die Rezension der neuen Scheibe zeigt. Sie heben sich ab von dem gängigen Mustern und bieten viel Spielraum für Ideen und Anderes.
Bei Postrock muss man sich die Zeit nehmen um einzutauchen, um die Emotionen die die Band wiederspiegelt zu empfangen. Ein „hey wie war dein Wochenende“ Geschwätz mit dem Nachbarn gibt’s da nicht. Kid Ikarus schafft das auf Anhieb. Der Saal ist ruhig und hört der Band gespannt zu. Ein würdiger Support mit Wiedererkennung.
Kurze Umbaupause, genug Zeit um sich den Merchandise anzuschauen und mit dem Veranstalter zu quatschen. Angeblich hatten TOE knapp drei Stunden gebraucht für ihren Soundcheck. Da sind meine Erwartungen deutlich gestiegen, es muss gut tönen. Der Saal ist mittlerweile recht voll, gleichzeitig trotzdem enttäuschend wie wenig diese Band kennen. Die Szene in der Schweiz ist leider auch sehr überschaubar.
Zuerst möchte ich mich bei allen Zuschauern bedanken, dass ihr so ruhig wart. Leider ist sowas nicht mehr selbstverständlich. TOE legt gleich mit einem Mathrock Feuerwerk los und alle jubeln. Gäbe es einen Preis für die meisten Noten in kürzester Zeit, wären sie weit vorne mit dabei. Der Drummer wirbelt umher, die Gitarrenparts fast exakt aufeinander abgestimmt und der Bassist groovt wie es ein guter Bassist halt macht. Die Dynamik in dieser Band ist gewaltig. Da hat sich der lange Soundcheck deutlich gelohnt.
Eine gute Stunde spielt die Band ohne Gesang obwohl sie doch einige Songs haben mit Text. Sie haben auch schon Konzerte gespielt bei denen sie eine Sängerin dabei hatten. Die letzten Lieder sang der Gitarrist und verabschiedete sich. Man würde es nicht glauben, doch sie sprechen echt schlecht Englisch. Sie bedankten sich beim Publikum verschwanden. Die Zuschauer applaudierten einige Minuten bis sie zurück kamen und noch zwei Songs spielten.
Diese Freude die TOE auf der Bühne ausgestrahlt haben ist sehr selten zu sehen. Obwohl sie in Japan ganz gross sind und regelmässig mit MONO auf Tour sind, wirken sie sehr bodenständig und dankbar. Wohl eines der besten Konzerte in den letzten Jahren.
Wer noch nicht genug von Instrumental/Postrock hat, der soll sich über das Bergmal Festival im Dynamo informieren. Unteranderen mit 65Daysofstatic, Leech und EF.
Text: Nik Petronijeivc