Salzhaus – Winterthur
Donnerstag, 8. Dezember 2022
Text: Cyril Schicker
Göttlich, himmlisch, elysisch!
The Young Gods luden zum Tanz. Nicht irgendwo, sondern im kult’schen Salzhaus, Winterthur. Nicht irgendwie, sondern mit einer Neuinterpretation «Play Terry Riley In C». «In C» ist Terry Rileys Antwort auf abstrakte Techniken serieller Musik – die vor einigen hundert Jahren hoch im Kurs standen.
«In C» besteht aus 53 kurzen, nummerierten musikalischen Phrasen. Jede Einzelne kann beliebig oft wiederholt werden. Wann zur nächsten Phrase übergegangen werden soll, das entscheidet der Musiker. Oder eben The Young Gods. Die Schweizer Notenschlüsselvirtuosen interpretierten «In C» neu und entwickelten die für sie typische atypische Klanglandschaft. Mal eruptiv, mal mit Samt ausgeschmückt, mal idyllisch, mal eklektisch – aber immer symbiotisch.
Symbiotisch bzw. episch zeigten sich The Young Gods in der zweiten Konzerthälfte. Ihr tonales Gewitter entluden sie mit aller Macht und voller Pracht – einmal mehr bewiesen The Young Gods, wie göttlich, himmlisch, elysisch sie sind.
Kein Wunder also, war das prall gefüllte Salzhaus unter Strom bzw. das zahlreiche Publikum gefesselt und gottesfürchtig. Getreu dem Sprichwort „so wie man in den Wald ruft…“ quittierten Fans & Co. den sagenhaften Live-Auftritt der unkaputtbaren Jung-Göttern mit tosendem Applaus – und glänzenden Augen.
Und für alle, die die Electronica angehauchten Industrial-Avantgardisten noch nicht kennen. The Young Gods sind die verspielte Mischung (kulminiert!) aus Mogwai, Fred Frith, Einstürzende Neubauten, John Zorn, Ministry, My Life With The Thrill Kill Kult, Laibach und Björk.
Verdammt starke Mischung. Verdammt starkes Konzert.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
Konzerthälfte 1
1. In C: Pt. 1–9
Konzerthälfte 2
2. Appear/Disappear
3. Hypnotized
4. Hey Amour
5. Black Water
6. She Rains
7. Gasoline Man
8. The Night Dance
9. Skinflowers