11. September 2017
Dynamo – Zürich
Bands: The Pineapple Thief / Godsticks
Dass an diesem Montag plötzlich in ganz Zürich scheinbar keine Ananas mehr zu finden war, tun wir jetzt einfach als Gerücht ab – wie auch das Getuschel um plötzlich auftauchende Früchte im Backstage des Kulturhauses Dynamo. Was wir aber mit grosser Sicherheit vermelden können: Der Auftritt der englischen Progressive Rock-Gruppe The Pineapple Thief war ein voller Erfolg. Und dies war auch nötig, war es schliesslich der erste Besuch von Bruce Soord und seinen Mannen in Zürich und damit ein heiss erwartetes Konzert. Besonders nach dem 2016 veröffentlichten Album „Your Wilderness“ ist die Band nämlich in die höchsten Sphären des modernen Art-Rock vorgedrungen und begeistert Leute auf der ganzen Welt.
Somit gab es auch im Dynamo vor allem Lieder von der neusten Scheibe zu hören, druckvoll und energetisch dargeboten. Ob das elegische „In Exile“, das alles öffnende „No Man’s Land“ oder das beschwörerische „Take Your Shot“ – die Atmosphäre der Scheibe konnte perfekt in den Saal übertragen werden. Womit auch gleich widerlegt wurde, dass The Pineapple Thief live nicht so überzeugen wie auf Platte. Mit Schlagzeuger Gavin Harrison (Ex-Porcupine Tree) als rhythmischer Zauberer, Jon Sykes als bewegungsfreudiger Bassist, Steve Kitch als ruhiger Keyboard-Pol und Darran Charles als wandelbarer und verschmitzer Gitarrist konnte nichts mehr schief gehen.
Charles zeigte auch gleich mit seiner eigenen Band Godsticks als Support, dass er den Prog in- und auswendig kennt. Die seit 2006 aus Wales aktive Truppe besticht in ihren Liedern weniger mit emotionalen Melodien, sondern mit komplizierten Songstrukturen und einem harten Klang. Hier gibt es verzerrte Gitarrenspuren, maschinell wirkende Drums und immer wieder dem Jazz entlehnte Harmonien. Während Darran Charles als Sänger zwar limitiert ist, tat diese Abwechslung in die dunklen Maschinenräume des Progressive Rock ganz gut. King Crimson war nicht der einzige Name, der einem während des Auftritts durch den Kopf schwirrte. Und wenn die Herren bei „Exit Stage Right“ gleich alle Sicherheiten über Bord warfen, dann war dies ein wirklich aufregender Einstieg in den Abend.
The Pineapple Thief hatten keine Probleme, diese Energie weiterzutragen, was auch dem wunderbar aufgelegten Publikum zu verdanken war. Die Zuschauer bejubelten nicht nur neue Tracks wie „The Final Thing On My Mind“, sondern auch selten vernommene Stücke wie „3000 Days“ oder „Shoot First“ und die herausragenden Einzelgänge der Musiker. Somit gab es gegen Ende des Abends immer mehr Interaktionen zwischen Bühne und Publikum und zufriedene Gesichter in jeder Ecke. Toll, dass sich die Diebe mit ihrer doch eigenen Art des Modern Prog auch in der grösseren Masse langsam etablieren. Konzerte wie dieses helfen dabei natürlich extrem.
Setlist
1. Tear You Up
2. The One You Left to Die
3. No Man’s Land
4. Shoot First
5. Alone at Sea
6.That Shore
7. 3000 Days
8. Fend for Yourself
9. In Exile
10. Take Your Shot
11. Show a Little Love
12. Where We Stood
13. Part Zero
14. The Final Thing on My Mind
Zugabe
15. Snowdrops
16. Nothing At Best
Text: Michael Bohli