19. November 2016
X-TRA – Zürich
Bands: The Beauty Of Gemina / Spencer
„This is the lonesome death of a goth dj“ – vielleicht auf eine gewisse Weise, aber die Rückkehr der Gothic-Rock-Band The Beauty Of Gemina in die Schweiz zu erleben, war in keiner Art einsam und tot. Endlich machte die „Minor Sun„-Tour auch in Zürich Halt. Nach gefeierten Shows im Ausland war es an der Zeit, dass die Gruppe auch hierzulande das neuste Werk vorstellt. Und warum die Gelegenheit nicht gleich dazu nutzen, eine Live-DVD zu produzieren? Doch der Abend war auch ohne diese zusätzlichen Gedanken und Taten ein voller Erfolg.
Dies begann schon bei der Wahl des Supporting Acts. Spencer aus Baden (AG) zeigten mit ihren Songs, dass man Rock und New Wave auch so dunkel spielen kann, dass es sich perfekt in diese Anlässe einfügt. Sicherlich beschränkte die Gruppe ihr kurzes Set auf die eher düsteren Lieder – Spass hatten die Musiker an ihrem Auftritt aber zu Genüge. Diese Euphorie schwappte auch auf das Publikum über, und Stücke wie „Firework“ erschallten lautstark. Schön, dass gegen Ende des Sets auch die Beats und schwarzen Synths eine Plattform erhielten. Und die wunderbar tiefe Stimme von Frontmann Leo Niessner in Kombination mit seinem Charme tat ihr übriges.
Michael Sele setzte diese Wirkung mit seinem Stimmorgan perfekt fort – weiss der Herrscher von The Beauty Of Gemina schliesslich seit 10 Jahren die Leute mit den unteren Oktaven zu bezirzen. Und so stürzte sich die Band von Beginn an in einen Auftritt, der nicht nur das zehnjährige Bestehen der Goth-Meister feierte, sondern auch ihren gesamten Katalog wunderbar abbildete. Von „Haddon Hall“ über „Hunters“ zu „Crossroads“ – immer zwischen Gitarrenkaskaden, geisterbeschwörenden Bässen und bezaubernden Cello-Akkorden pendelnd. Gleich wenige Minuten nach dem Ende des Videointros und dem Fall der Leinwand zeigte die Band, dass sie zu Recht eine Institution im Bereich des Goth-Rock darstellen.
In absoluter Perfektion und mit viel Talent steuerte Sele seine Mannen von einem Höhepunkt zum anderen. Endlich durfte man sich wieder ausdrucksstark zu „Suicide Landscape“ bewegen oder den „Dark Rain“ spüren. Dank personeller Verstärkung mit dem neuen Live-Gitarristen Ariel Rossi und dem Cellisten Raphael Zweifel wurde der Sound des Trios fantastisch erweitert und man versank mit gesamten Geist und Körper in der Darbietung. Die wirkungsvolle Lichtshow und vereinnehmenden Gesten von Sele taten ihr Übriges – und auch nach der dritten Zugabe wollten die Besucher mehr.
The Beauty Of Gemina brannten ein wahres Feuerwerk an melancholischer Musik ab und machten somit die Aussage des Stempels obsolet. „Lach mal“ steht auch heute noch auf meinem Handgelenk – und wenn ich an diesen fulminanten Abend zurückdenke, kann ich gar nicht anders.
Setlist
1. Intro / End
2. Bitter Sweet Good-Bye
3. Haddon Hall
4. Another Death
5. Kings Men Come
6. Hunters
7. Darkness
8. Suicide Landscape
9. Kingdoms Of Cancer
10. Crossroads
11. Wonders
12. A Thousand Lakes
13. Rumours
14. Seven-Day Wonder
15. Dark Rain
16. Endless Time To See
Zugaben
17. Waiting In The Forest
18. All Those Days
19. This Time
20. The Lonesome Death Of A Goth DJ
21. Close To The Fire
22. Down On The Lane
23. Last Night Home
Text: Michael Bohli
Bilder: Dietmar Grabs