23. November 2018
KIFF – Aarau
Bands: Tesseract / Between The Buried And Me / Plini
Wie eine Rückkehr zum „Prog Frog Festival“ aus dem Jahre 2017 fühlte sich der Einstieg in den Freitagabend an, gab es doch ein Wiedersehen und –hören mit Plini. Dieses Mal stand er als erster auf der Bühne, mit drei Musikern und seiner unwiderstehlichen Art, bereit das KIFF zu erobern. Wobei dies simpel war, zeigten sich die Besucher bereits zur frühen Abendstunde offen um den progressiven Metal und die wilden Gitarrenläufe in sich aufzunehmen. Aarau traf erneut auf den modernen Prog, eine Mixtur, die immer wieder zu tollen Momenten führt und bestens funktioniert.
Wenn ein Künstler wie Plini so locker daherkommt, dann kann dies nur positiv gewertet werden. Komplexe Songstrukturen, absurde Gitarrenläufe und einen Sound zwischen Fusion, Metal und Satriani, alles abgeliefert ohne einen Tropfen Schweiss zu vergiessen. Ja, der Australier fühlte sich zwischen seinen Kompositionen sichtlich wohl und bezirzte alle mit seinen hochtechnischen Ergüssen. Mit sattem Sound und tollen Bässen war dies nicht nur ein Support, es war eine instrumentale Abwandlung der kommenden Stunden.
Wobei leider die Mitte dieses Reigens völlig entgeisterte – was nicht an Between The Buried And Me lag. Ihre Musik, welche sich brutal hinstellt und zwischen Death Metal, Avantgarde und Prog pendelt, fordert so fest, wie sie auch belohnt. In Aarau war davon aber nur die Hälfte zu vernehmen, versanken die Songs der Amerikaner leider in einem schlechten Mix. Die Stimme von Frontmann Tommy Giles Rogers Jr. War oft gar nicht zu vernehmen, die Gitarren mussten gegenüber Schlagzeug und Bass aufgeben. Wer die Lieder der Truppe nicht kannte, der hatte keine Ahnung, wieso diese Band faszinieren sollte.
Zum Glück verbesserte sich die Tonqualität im Saal beim dritten und eigentlichen Hauptact dann schlagartig – der Druck, die Intensität und die Ausgewogenheit fanden zurück. Wenn sich Tesseract mit ihrem neusten Werk „Sonder“ schon in der Schweiz die Ehre geben, dann darf dies auf keinen Fall im Brei enden. Die Engländer, welche seit 2003 den Progressive Metal mit viel Emotion und etwas Djent modernisieren, wissen nämlich, wie man Brachialität mit Feingefühl zusammenführt. Vom eröffnenden „Luminary“ bis zum dreiteiligen Epos „Concealing Fate“ badete man in Blasts, Breaks und Riffs.
Sänger Daniel Tompkins bot sich als Anker an, man hangelte sich über seine melodischen Gesänge zwischen den wilden Tempiwechsel hindurch, tauchte tief in die Gitarrenschluchten ab und spürte das Licht von „Polaris“. Vierdimensional ist nicht nur der Name dieser Gruppe, es sind auch ihre Arrangements. Unterstrichen von einer bunten und abwechslungsreichen Lichtshow wurde der Auftritt von Tesseract erneut zu einer Feier der modernen und dynamischen Musik. Gerne wieder.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Luminary
2. Of Mind – Nocturne
3. Concealing Fate, Part 2: Deception
4. Concealing Fate, Part 3: The Impossible
5. Survival
6. Dystopia
7. Hexes
8. Phoenix
9. Juno
10. Smile
11. Of Matter – Proxy
12. Of Matter – Retrospect
13. King
14. Concealing Fate, Part 1: Acceptance
Text: Michael Bohli
Bilder: Kathrin Hirzel