9. Juni 2016
Kaufleuten – Zürich
Band: Teho Teardo & Blixa Bargeld
Zu viele Male über eine zu lange Zeit zeigte Blixa Bargeld seine unwirtliche Seite. Das «Einstürzende Neubauten»-Aushängeschild feixte von der Bühne herab, seinen launenhaften von der Leine gelassenen Wahnsinn kam wie Peitschenhiebe daher.
Doch er kann auch anders. Und wie betörend das ist, hat er jüngst im Zürcher Kaufleuten verdeutlicht. Längst ist Blixa Bargeld nicht mehr der verbal-furiose und von ausgefallener Experimentierlust Getriebene. Aber das ZNS tanzt noch immer, man sitzt auch an diesem Abend liebend gerne auf dem Stuhl in der Hölle, Leid und Elend geben sich im Haus der Lüge die Hand, zudem werden Hirnlego-Türme aufgebaut.
Gemeinsam mit seinem kongenialen Teho Teardo, dem italienischen Musiker und Komponisten, brillierte er die rund eineinhalb Stunden. Das gut gefüllte Zürcher Kaufleuten erwies sich als ausgezeichnete Location, sowohl die Soundqualität als auch die Atmosphäre insgesamt liessen das Publikum zwischen andächtigem Lauschen und ovationsgeschwängertem Goutieren mäandrieren.
Wird Blixa Bargeld von Teho Teardo flankiert und Teho Teardo von Blixa Bargeld, dann vermischen sich das Brachiale, das genussvolle Deklamieren sperriger Lyrcis mit exzellent montierten Klängen. Viele Streicheleinheiten in Form von Streichereinheiten, untermalt von flimmernden Gitarrenzerlegungen, gepaart mit einer anmutenden, diabolischen Schönheit: Ja, es war fürwahr eine einmalige und beeindruckende Live-Kostbarkeit.
Trotz allem Feenstaub und märchenhaft berührenden Auftritt, das jüngste und inzwischen zweite Album von Blixa Bargeld und Teho Teardo heisst nicht umsonst «Nerissimo». Noch immer seiltanzt das Duo auf einem Seil der Elegie über dem Abgrund. Und der ist sichtlich schwarz. Das schönste Schwarz überhaupt.
Text: Cyril Schicker