Bierhübeli – Bern
Dienstag, 30. Juli 2024
Text: Nathalie Lobsiger
Ein Abend, eigentlich viel zu schön und warm, um an ein Konzert zu pilgern – wäre da nicht die Vorfreude auf die Singer- / Songwriterin Suzanne Vega, die den meisten Personen mittleren Alters noch aus Hitparaden-Zeiten der 80er-Jahre mit ihren einschlägigen Hits «Tom’s Diner» und «Luka» bekannt sein dürfte.
Sie betrat zusammen mit ihrem langjährigen Gitarristen Gerry Leonard die Bühne, etwas Schwarzes in der Hand – sie hantierte daran und prompt entpuppte es sich ein schwarzer Zylinder, den sie sich sofort aufsetzte und sogleich mit «Marlene On The Wall» loslegte, was dem Publikum sehr zu gefallen schien – dieses trotzte der schwül-heissen Innentemperatur des Bierhübelis und war mit Fächer und ausreichend Getränken ausgerüstet. Suzanne Vega schien zuerst etwas schüchtern und etwas zerbrechlich, was sich im Verlauf der Show allmählich legte. Sie begrüsste das anwesende Publikum in deutscher Sprache und teilte mit, sie hätte fleissig mit einer App die deutsche Sprache studiert, da sie die paar letzten Konzerte in Deutschland gegeben habe.
Bevor sie den Song «Gypsy» zum Besten gibt, erzählt sie uns, dass sie als junge Frau eine Romanze gehabt hätte, die ca. 6 Monate gedauert hätte und sie die Idee hatte, ihm ein Gedicht zu schreiben, bevor sie sich trennten und dass sie von ihm lediglich ein Bandana zum Abschied erhalten hätte – aus diesem Gedicht wurde dann der Songtext für «Gypsy». Rund 15 Jahre später war sie zufällig in Liverpool, der Heimatstadt ihrer verflossenen Romanze, wo sie sich zum nächsten interpretierten Song «Liverpool» habe inspirieren lassen. Er habe das Lied im Radio gehört und sei an einem ihrer Konzerte mit einem Blumenstrauss aufgetaucht – seither seien sie beste Freunde. Nun wolle sie, nachdem sie uns mit älteren Stücken erfreut hätte, mit neueren Songs fortfahren wie zum Beispiel dem Stück «Speakers Corner», da es in der heutigen Zeit in Amerika besonders wichtig sei, seine Meinung frei äussern zu können und in der Hoffnung, dass es auch in Zukunft so bleiben würde.
Der Song «Left Of Center» von der Tom’s Diner-Single, die 1987 erschien, war akustisch perfekt arrangiert und berührend interpretiert, sogar Suzanne Vega zückte nun einen grossen beigen Fächer um sich etwas Abkühlung zu verschaffen. Bevor sie den Song «I Never Wear White» spielt erzählte sie dem Publikum, dass Schwarz ihre Farbe sei und sie sich überall auf der Welt immer wieder mal dafür erklären müsse, ausser in New York, da dort viele Menschen Schwarz tragen würden. Zu «Tom’s Diner» setzt sie den schwarzen Zylinder wieder auf und sah ein bisschen aus wie eine Magierin mit Gitarre. Besonders erwähnenswert war die Interpretation der Coverversion «Walk On The Wild Side» im Original vom befreundeten Musiker Lou Reed, die toll rüberkam und einen Hauch New Yorker «Attitude» verbreitete. Mit dem verträumt-romantischen Lied «Rosemary» endete das wunderbare Konzert von Suzanne Vega.