Datum: 29. März 2015
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Steven Wilson
AUSVERKAUFT! Wer hätte das damals gedacht, als Steven Wilson und Aviv Geffen mit dem gemeinsamen Projekt Blackfield, gerade mal vor 100 Leuten im Z7 spielten. Kontinuierlich stiegen die Zuschauerzahlen in den letzten Jahren an und mit jedem neuen Release schaffte es Steven Wilson neue Fans für seine Musik und auch seine Shows zu begeistern.
Die neueste Veröffentlichung heisst „Hand. Cannot. Erase.“, erschienen am 27. Februar dieses Jahres und lag schon in vielen Charts auf bemerkenswerten Positionen. Nun, es ist nicht verwunderlich, dass Wilsons Höhenflug stetig anhält, denn was der Mann abliefert, ist mehr als nur beachtlich und wo andere musikalische Lebensläufe von ständigen Auf und Abs geprägt sind, zeigt Wilsons Karriere beharrlich nach oben.
Lasse Hoile, Fotograf, Filmer, Künstler aus Dänemark und Hajo Müller, ebenfalls ein kreativer Kopf, aus Deutschland, gehören schon eine ganze Weile zum Arbeitskreis von Wilson und auch bei der aktuellen Tour mischen sie bei der Visualisierung der Show tatkräftig mit und so beginnt der „Hand. Cannot. Erase.“-Gig mit einer entsprechenden Projektion, die den Hintergrund dieses Konzeptalbums beleuchtet. Inspiriert von der traurigen Tatsache, dass eine junge Frau drei Jahre tot in ihrer Wohnung lag, bevor jemand sie wirklich vermisste, entstand ein musikalisches Meisterwerk, das den Zuhörer auf eine emotionale Reise mitnimmt.
Wilson ist aber nicht nur ein hervorragender Komponist und Produzent, er ist auch bekannt dafür, dass er live ein Perfektionist ist und so gibt es einige Musikliebhaber, die seinen CDs weniger Beachtung schenken, dafür auf seine Live-Qualitäten die Hand ins Feuer legen würden. Ich tue übrigens beides.
Die Konzerte eines Steven Wilson sind kein Runterspulen eines Sets – sie sind eine intelligente Darbietung höchster Qualität und widerspiegeln das Bestreben des Briten, nur Bestleistungen zu geben. Mit diesem Wissen hat man automatisch eine entsprechend hohe Erwartungshaltung und Wilson hat ja schon mehr als einmal bewiesen, dass er ein Garant für tolle Auftritte ist.
Je nach Position im ausverkauften Z7 war der Sound anfänglich offenbar nicht immer berauschend, was ich aus meiner Position nicht unbedingt unterschreiben konnte. Ich gebe allerdings gerne zu, dass der Lautstärkeunterschied zwischen Wilsons und Govans Gitarre schon auffällig war und somit Guthries Gitarrenspiel oft ein wenig unterging. Auch hat man versucht den Songs manchmal ein wenig zu viel Bums zu geben, was nicht immer gelang.
Wilson hin oder her – alleine steht der Kerl ja nicht auf der Bühne. Er umgibt sich inzwischen mit durchaus hochkarätigen Musikern. Marco Minnemann an den Drums alleine, ist schon ein ziemlich grosses Kaliber und mit seinem „The Aristocrats“-Bandkollegen Guthrie Govan steht ein Gitarrist auf der Bühne, den man locker unter die Top 20 dieses Planeten zählen darf. Nick Beggs am Bass und Chapmanstick ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt und Adam Holzmanns Biografie ist voll von Arbeiten mit musikalischen Schwergewichten. Nun, da Wilson selber eines dieser Schwergewichte geworden ist, wundert es wenig, dass er für seine Band solch hervorragende Musiker gewinnen konnte. Meiner Meinung nach steht mit diesen Musikern das beste Team auf der Bühne, das Wilson bisher hatte.
Kleine Anmerkung am Rande: es gibt nicht Wenige, die sich eine Zusammenarbeit mit Steven Wilson wünschen, doch es gibt auch eine ganz grosse Dame des Musik-Business, die es sich offenbar leisten kann, auf die Anfrage des Meisters nicht einmal zu antworten – Kate Bush. Wilsons Wunsch, Kate Bush für ein Projekt gewinnen zu können, bleibt vorerst einmal einer, denn er wird grosszügiger Weise ignoriert. Naja, vielleicht sollte er Tori Amos anfragen…
Positiv war sicher, dass Steven Wilson offenbar gut gelaunt war, mit dem Publikum witzelte und für seine Person enorm viel kommunizierte. Liest man seine Interviews, so kommt einem unweigerlich in den Sinn, dass der Mann wohl in den Keller geht um zu lachen. Doch stand er erfrischend locker auf der Bühne und auch wenn er unscheinbar und fast ein wenig verletzlich wirkte, so war ganz klar, wer der Chef war. Chef war übrigens auch Guthrie Govan, der eine Menge Applaus vom Publikum ernten durfte. Freude kam auch bei der Interpretation der Anfangs-Passage von „Index“ auf und auch der Porcupine Tree Song „Lazarus“ gefiel dem Publikum natürlich – man wartet schliesslich schon eine ganze Weile auf einen neuen Release von PT.
Bedauerlich war hingegen das lang ersehnte Synthie-Solo auf „Regret #9“. Adam Holzmann spielte es auf dem Record in einer Weise, dass es einem fast die Schuhe auszieht. Leider kam das Solo live eher holprig und ungeschliffen rau rüber. Nicht, dass es schlecht war. Nein! Es war einfach nicht in der Güte, wie man es von einem Holzmann erwartet hätte. Dagegen zeigte Guthrie Govan mit seinem Solo-Part, wieso er ein so hoch dotierter Gitarrist ist.
Für die erste Zugabe, die eigentlich keine im herkömmlichen Sinn war, sondern eher ein weiterer Teil eines grandiosen Konzertes, wurde der Vorhang, den man bereits von der Grace for Drowning Tour kannte, wieder hinuntergelassen und die Band spielte „The Watchmaker“ und mit „Sleep Together“, einen weiteren Porcupine Tree Song, der von Projektionen auf dem Vorhang begleitet wurde. Zweite Zugabe und sanfter Abschluss bildete dann „The Raven That Refused To Sing“.
Fazit: Nicht Wenige nennen Steven Wilson „den Meister“ und irgendwie haben sie damit mehr als recht. Es wundert nicht, dass die zwei, im September stattfindenden Konzerte in der Royal Albert Hall, innert kurzer Zeit ausverkauft waren. Und auch die Hand. Cannot. Erase.-Tour läuft ausserordentlich gut für den Briten. So gut, dass zu hoffen bleibt, dass die Show wiederholt wird. Füllen würde er das Z7 auf jeden Fall ein zweites Mal.
Setlist:
01. First Regret
02. 3 Years Older
03. Hand Cannot Erase
04. Perfect Life
05. Routine
06. Index
07. Home Invasion
08. Regret #9
09. Lazarus
10. Harmony Korine
11. Ancestral
12. Happy Returns
13. Ascendant Here On…
Zugabe:
14. The Watchmaker
15. Sleep Together
Zugabe 2:
16. The Raven That Refused To Sing
[Quelle: Setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Thomas Lang