X-TRA – Zürich
Donnerstag, 8. Mai 2025
Text: Torsten Sarfert / Bilder: Christian Wölbitsch
Der Abend begann grossartig im ausverkauften X-TRA. Finn Forster und seine Band aus der nordöstlichen, englischen Industriestadt Middlesbrough durften für die Stereophonics einheizen. Und das taten sie äusserst überzeugend während ihres halbstündigen Sets. Gut mit seiner Band eingespielt, sympathisch und authentisch, erzählte der charismatische Finn Forster in bester Singer/Songwriter-Manier von den Belangen einfacher Menschen. Hätte man ihm noch eine Bläsersektion und ein paar Keyboards mit auf die Bühne gestellt, hätte sein Auftritt an einen jungen Van Morrison erinnern können. Am heutigen Abend konnte das Zürcher Publikum einen musikalischen Rohdiamanten geniessen, der ganz bestimmt bald – wie in seiner Heimat – seine eigene Headliner-Show bekommen wird. Elegant oszillierend zwischen Blue-eyed Soul, Americana und feinstem Indie-Rock. Alle, die diesen Support-Act nicht erlebt haben, haben definitiv etwas verpasst.
Nach einer (wenigstens mit einer perfekten Playlist untermalten) langen Umbaupause starteten dann die Stereophonics ihr sehnsüchtig erwartetes, zweistündiges Set unter dem Tour-Motto «No Hit Left Behind» mit dem damals eher bescheiden platzierten Hit «Vegas Two Times» aus dem Jahr 2002. Wie bei allen Hit-Kompilationen ist eine Auswahl entsprechender Live-Darbietungen natürlich subjektiv – aber nicht immer so gut und konsequent kuratiert wie bei den sympathischen Walisern aus Cardiff. Die ausgelassenen Publikumsreaktionen bestätigten dies in hohem Masse. Ausserdem wurde vorausschauend ein potenzieller Hit vom aktuell0en Album Make «’Em Laugh, Make ‚Em Cry, Make ‚Em Wait» ins Programm genommen. Das Vertrauen der Band in «There’s Always Gonna Be Something» (frei übersetzbar mit «Irgendwas ist immer») zeigte sich auch darin, dass man am Merch-Stand bereits T-Shirts mit eben diesem Slogan käuflich erwerben konnte. Die launige Ansage von Frontmann Kelly Jones, dass man sich dies doch vergegenwärtigen und gemeinsam – gerade zum Trotz – eine gute Zeit haben solle, verfehlte jedenfalls ihre Wirkung nicht und es wurde ausgelassen getanzt und gefeiert.
Nach dem solo und akustisch dargebotenen «You’re My Star» flaute die hohe Energie zwar ein wenig ab, was jedoch durch die dramaturgisch geschickte Darbietung der «richtigen» Hits – «Maybe Tomorrow», «Mr. & Mrs. Smith», «Mr. Writer» und natürlich dem obligatorischen «Dakota» als Grande Finale – mehr als ausgeglichen wurde.
Alles in allem ein wunderbarer Abend mit einer tollen Neuentdeckung als Support und einer höchst sympathischen und soliden Band, die wahrscheinlich genau deshalb nie den Status ihrer Kollegen aus Manchester erreichen konnte. An der Qualität ihrer mehr oder weniger subjektiven Hits und Auftritte kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Aber hey: Irgendwas ist ja bekanntlich immer.