Datum: 17. Oktober 2015
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Stereophonics / The Drops
Äusserst musikalisch, die Waliser. Das war schon bei Tom Jones so, hat sich mit Catatonia, Super Furry Animals und Manic Street Preachers fortgesetzt, und seit den 90er Jahren auch die Stereophonics mit eingeschlossen.
Stereophonics hatten in England zwischen 1999 und 2007 fünf Nummer-1 Alben hintereinander – das haben neben ihnen nur The Beatles, Led Zeppelin, ABBA, Genesis, Oasis, Blur und U2 geschafft. Und doch gehören sie ausserhalb Grossbritanniens in die Kategorie Geheimtipp. Schön also, Stereophonics nun im stimmungsvollen Z7, statt in unpersönlichen englischen Arenen zu sehen.
Die Basler Band The Drops verbreitet vor der Hauptband melodiösen, grossflächigen Sound mit sommerlichem Ambiente. Noah Kaiser schafft gesanglich den Spagat zwischen Sehnsucht und Rock, während sich die Gitarren phasenweise an Coldplay anlehnen. Am besten sind The Drops, wenn sie der Bravheit den Rücken kehren und richtig loslegen. Ihr neues Album „Adios“ kommt am 23. Oktober 2015 raus.
Stereophonics bringen ebenfalls ein neues Album mit: „Keep The Village Alive“ wurde im September veröffentlicht und steuert fast ein Drittel der Konzert-Setliste bei. „C’est La Vie“ ist dabei ein Höhepunkt. Geradlinig rausgeschmetterter Pub Rock, der unglaublich Spass macht.
Die Freude an den langsamen Balladen „Graffiti On A Train“ und „Into The World“ wird durch das ständige Schwatzen des Publikums vermiest. In dieser Atmosphäre hör ich lieber den Hard Rock von „Vegas Two Times“ und die lauten Momente der frühen Songs „Local Boy In The Photograph“, „A Thousand Trees“ oder „The Bartender And The Thief“, bei dem Sänger Kelly Jones mit einem Augenzwinkern kurz Motörheads „Ace of Spades“-Refrain einschiebt.
Überraschend dann der pure Blues von „Been Caught Cheating“ aus dem letzten Album „Graffiti On A Train“ (2013), das eine ganze Reihe von ausgezeichneten Songs hervorbrachte: „Catacomb“ mit seinem antreibenden Beat; „Violins And Tambourines“ mit seinem langsamen Start und der Steigerung durch Gitarre und Schlagzeug, bis der musikalische Teufel los ist.
Überhaupt glänzen Stereophonics besonders dann, wenn sie sich innerhalb eines Liedes bis zur Ekstase austoben können, wie in „Mr. Writer“ oder „Mr. And Mrs. Smith“. Dann kommt auch das weitgehend lahme Publikum etwas in Fahrt.
Trotz guter Songs und musikalischer Straffheit springt der Funke bei mir nur punktuell über. Das ist einerseits der Logorrhö des Publikums zuzuschreiben, andererseits der routiniert agierenden Band. Solide sind die Stereophonics ohne Zweifel, aber etwas mehr Prickeln hätte ich mir an diesem Konzert gewünscht.
Setlist:
I Wanna Get Lost With You
C’est La Vie
Superman
Graffiti On The Train
Indian Summer
Vegas Two Times
Song For The Summer
Maybe Tomorrow
White Lies
Mr. Writer
Into The World
Mr. And Mrs. Smith
Violins And Tambourines
Been Caught Cheating
Local Boy In The Photograph
A Thousand Trees
Catacomb
Just Looking
The Bartender And The Thief
Dakota
Text: Anna Wirz
Bilder: Nicole Imhof