spotfestival.dk
Taralillah + Han Herman + Jeremy Troy + Nicklas Sahl + Angående Mig + Troels Abrahamsen + Brimheim + Trubaduren + RÅ + Synne Sanden
Aarhus – Dänemark
3. bis 4. Mai 2024
Text: Cyril Schicker / Bilder: Carolin Widemann
Spot on SPOT!
SPOT ist nicht prätentiös, SPOT ist deliziös. Das Musikvergnügen aus Aarhus, der zweitgrössten Stadt Dänemarks, ist der Sonderling bzw. der Schönling unter den Festivals. Verteilt über die ganze, prachtvolle Stadt bietet SPOT für jeden Geschmack etwas – und doch ist es kein Allerlei.
Classical, Electronic, Folk, Hip Hop, Indie, Jazz, Metal, Pop, Punk, R&B, Rock, Soul: Was ein wilder Stil-Mix impliziert, ist ein zweitätiges und zweimalfein kuratiertes Musikphänomen. Du willst einen durch Mark und Bein gehenden Electro-Schock im düsteren, stickigen Keller? Taralillah!
Du hast danach Lust auf etwas Indie? Kaum 10 Minuten Fussweg entfernt und über dem 6. Stock auf einer dreistufigen, wunderbar verwinkelten und beblumten Dachterrasse inmitten der Stadt wartet Han Herman auf dich. Etwas scheu, aber mit einer wunderbaren Stimme gesegnet, bietet der Norweger einen unaufgeregten – und doch in den Bann ziehenden – Solo-Auftritt feil.
Der strahlend blaue Himmel kontrastiert sein rotes Haar ausgezeichnet, ausgezeichnet ist auch der folgende Suprise Act. Das dänische namenlose Trio konterkariert die idyllische Stimmung in fantastischer Art und Weise – mit ihrem ebenso stimmungsvollen wie klangvollen Hip Hop.
Übertroffen werden „Anonymous“ von Jeremy Troy, einer Mischung aus überkandideltem Prince, elegischer Diva und spaghetti-dünnem Bewegungswunder. Nach so viel Aufregung passt Naked hervorragend ins Bild. Nicklas Sahl, Angående Mig, Troels Abrahamsen und Brimheim präsentieren sich jeweils einzeln im intimen Rahmen und im edlen, stockdunklen Konzertsaal dem Publikum – ohne Band, ohne Effekthascherei, nur mit ihrer Stimme und dem Klavier. (Quasi) Naked eben.
Und ganz typisch SPOT findest du dich eine Stunde später in Palmehaven wieder – dem autarken, hippie-esken Quartier in Haven-Nähe. Zwischen Baracken, aufeinandergestapelten Containern, Pflanzen, Lichterketten und einer buntgemischten, fröhlich feiernder Schar spielen Trubaduren, die Lokalmatadoren, auf.
Wo Trubaduren draufsteht, steckt Samba, Bossa Nova und dänischer Folk-Rock drin. Die beschwingte Stimmung führt dich nach gefühlt 88 Zugaben luftig-leicht ins Turkis, dem Konzertlokal, das einer sympathisch-willkommen-heissender Kaschemme ähnelt. Einmal mehr erfährst du einen musikalischen Hakenschlag: RÅ überzeugen mit melancholischem dänisch-schwedischem Folk.
Über die zwei Tage hinweg siehst du noch viel mehr, erlebst du noch viel mehr – begibst du dich zwischendurch auf Einkaufstour, setzt du dich an den Kanal in eines der vielen Kaffees, strolchst du durch die attraktive Stadt, tingel-tangelst du von Museum zu Museum …
Kurzum: SPOT ist (Musik-) Festival, ist Karneval – ist phänomenal.
P.S.: Synne Sanden, du bist das Festival-Highlight! Tak!