Datum: 4.+5. Mai 2012
Ort: Aarhus, Dänemark
Bands: SPOTfestival
Liebes Tagebuch!
Während 48 Stunden tauchte ich ein, in eine kunterbunte Welt voller Notenschlüssel (-Virtuosen). Klirrende Stimmen geben dabei wummernden Bässen die Klinke in die Hand, wummernde Bässe wiederum aufheulenden Gitarrensoli und aufheulende Gitarrensoli granitharten Drum-Elegien. SPOTfestival in Aarhus sei Dank.
SPOTfestival? Aarhus? Nun denn, das SPOTfestival in Aarhus, die zweitgrösste Stadt Dänemarks, ist längst kein weisser Fleck mehr auf der internationalen Musiklandschaftskarte.
Im Gegenteil, der zweitägige Konzertschmaus hat sich längst als nordischer Dreh- und Angelpunkt etabliert.
Nicht nur die rund 300 (Musik-)Delegierten aus aller Herren Länder spiegeln diesen Fakt, nein, auch die restlos ausverkauften Gigs sprechen eine deutliche Sprache. SPOTfestival war dieses Jahr nicht wie die vorangegangenen über die gesamte Stadt verteilt, sondern konzentrierte sich vielmehr auf eine Location: Godsbanen. Ob das gut ist oder schlecht das muss jeder für sich entscheiden.
Letzteres ungeachtet, im mehr oder minder perfekt ausgestatteten Epizentrum wurden nebst unzähligen Gigs auch Diskussionsrunden, Bandpräsentationen und Vortragsreihen feilgeboten. Weitere (Konzert-)Auftritte, wenn, selbstredend, wenigere, fanden in den „Satelliten“ wie Musikhuset, Radar, Atlas, Voxhall und Train statt. Wie gewohnt gab es darüber hinaus in Galerien und Büros sowie auf Dachterrassen und Wiesen kleinste, schmucke Kostbarkeiten.
SPOTfestival entzückte auch 2012, präsentierte es sich doch wie ein optimal gebundener, buntgemischter Blumenstrauss. Von den unzähligen Partys mal abgesehen: Jedweder Stil wurde abgedeckt, jedweder Geschmack wurde getroffen. Zu den – zugegeben, unzähligen – Höhepunkten gehören sicherlich Bottled In England (Drum’n’Bass mit Trash-/Punkeinflüssen), The Echo Vamper (New Wave), MO (Electro Crunk Pop), Sky Architects (Doom Pop/Rock), Tako Lako (Psycho Gipsy Beat) und Slagsmalsklubben (Swedish Electro Synth).
Überzeugend waren ausserdem Rising (Metal), Iki (Vocal Improvisation), Papir (Instrumental Rock) sowie Babylove & The Van Dangos (Ska). Bands, die wohl überzeugten oder zumindest das Können und die Erfahrung haben, zu überzeugen, konnten zwar – die Zeit ist manchmal halt eben doch ein Arschloch – waren Chorus Grant, ein kauzig-grungiger Computertüftler, Linkoban, ein dänisches Shootingsternchen aus dem Bereich Grime/Rap mit asiatischem Einfluss, The Raveonettes, ein international erfolgreiches Rock’n’Roll-Duo sowie Reptile Youth aka Reptile & Retard. Letztere sind im Post-Pop-Genre anzusiedeln.
Wer allgemein was auf sich hält und wessen Herz darüber hinaus stark für die Musik pocht, der kommt nicht mehr am SPOTfestival vorbei. Das dänische Musikaushängeschild verspricht eine eindrückliche Fülle und Breite an Bands respektive Stilrichtungen. Überdies sind diese zwei musikverrückten Tage bestens organisiert – und sich im nahen Ausland aussergewöhnlichen Musik-Phantasmagorien hinzugeben, ist ohnehin das Mass aller Dinge!
Text: Cyril Schicker
Bilder: Franziska Büchler