Datum: 28. März 2014
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Solar Fake / Kartagon
Die Goth-Szene traf sich am 28. März im KiFF in Aarau: dort ein langer schwarzer Rock, da ein schwarzes Korsett. Sich das Styling der Zuschauer anzusehen, war schon mal der erste Genuss des Abends. Aber nicht nur das Auge wurde verzückt; auch das Ohr kam voll auf seine Kosten.
Das begann mit Kartagon aus Basel, die den Saal mit Erfolg anheizten. Die Stimme von Hannes[B] dürfte zwar noch mehr Druck haben, aber der Sound der Band war astrein. Den Angelpunkt des Kartagon-Konzerts bildete der Song „One Day“ mit Sängerin Nubya, die selbst auch anwesend war und sich unters Publikum mischte.
Solar Fake ist das Geistesprodukt von Sänger Sven Friedrich und Keyboarder Frank. Friedrich war früher der Frontmann der Dreadful Shadows und Zeraphine. 2007 rief er Solar Fake ins Leben, um sich ganz der elektronischen Musik zu widmen. Das erste Album „Broken Grid“ erschien 2008, gefolgt von „Frontiers“ im Jahr 2011. Im Oktober 2013 kam das Album „Reasons To Kill“ raus; seitdem waren Solar Fake in Israel, Spanien, Russland und Deutschland auf Tournee. Ihren Tourabschluss gab das Electro-Goth Duo aus Berlin in Aarau.
Sven Friedrich nahm die Bühne von Anfang an in seinen Besitz, tigerte von einem Ende zum anderen und liess seine Gesten sprechen – ein charismatischer Frontmann, der aussah wie eine Dark Wave-Version des Suede Sängers Brett Anderson. Es sei erst das zweite Mal, dass sie die Schweiz besuchen, sagte Friedrich, und musste sich zunächst an die zurückhaltende Art des Schweizer Publikums gewöhnen. „Tanzt, dann macht‘s erst richtig Spass“, meinte der Sänger gleich zu Beginn des Konzerts. Recht hatte er. Vor allem in den ersten Reihen kosteten die Zuschauer jeden Song aus.
Das Duo wurde live durch Keyboarder André Feller verstärkt, und entsprechend mächtig wirkte die Musik. Bei „Parasites“ ging die Post ab, „My Spaces“ war ein Kraftpaket mit treibendem Beat, und beim langsameren „Where Are You“ kam Svens Stimme besonders gut zur Geltung: ein Bariton mit einer Ausdruckskraft, die über das normale Schema der Goth-Electro-Szene hinausgeht.
Mit jedem Album spielen Solar Fake auch Coverversionen ein. Linkin Parks „One Step Closer“ kam im Elektromantel überraschend kräftig daher, mit denselben präzisen Rhythmusabfolgen wie das Original. Talk Talk-Klassiker „Such A Shame“ wurde fürs neue Jahrtausend aktualisiert, bot aber gleichzeitig einen herrlichen Hauch von Nostalgie. Im letzten Zugabe-Block war das elegant-sphärische „Hiding Memories From The Sun“ der eindeutige Höhepunkt.
Fazit: ein Electro-Abend erster Güte.
Setlist:
I Hate You More Than My Life
Face Me
No Apologies
Here I Stand
Change The View
(You Think You’re) Radical
More Than This
Reset To Default
Parasites
Where Are You
I’d Rather Break
My Spaces
One Step Closer
The Pages
Under The Skies
Pain Goes By
Such A Shame
Hiding Memories From The Sun
Your Hell Is Here
[Quelle: setlist.fm]
Text + Bilder: Anna Wirz