27. April 2018
Mascotte – Zürich
Band: Sleaford Mods
Wer Sleaford Mods auf der Bühne sieht, der sieht zwei grimmige Mittvierziger aus Nottingham. Der eine, Andrew Fearn, verharrt grotesk regungslos hinter seinem Laptop – immer in der Hand: (s-)ein Bier. Fängt der andere, Jason Williamson, an zu fauchen, feixen und fluchen, rappt der Beat-Macher lautlos und sich clownesk bewegend mit. Seine LoFi-Drum-Machine-Beats in Kombination mit Williamsons giftigen, urbritischen Tiraden machen Sleaford Mods zu einer fantastischen Extravaganz.
Im ausverkauften Zürcher Mascotte war das nicht anders. Es war eine kurz(-weilig)e, aber gewaltige Phantasmagorie. Williamsons unglaubliche Bühnenpräsenz zog alle in den Bann. Der charismatische Sänger sprechsang über das moderne Arbeitsleben, übte Kritik an der Starkultur, fauchte gegen Kapitalismus sowie Gesellschaft an, bellte, rappte und schrie seine wutgeschwängernden Parolen in die Menge.
Das Ganze wurde von Fearns unverkennbar abgemischten Beats umhüllt. Die Boxen zitterten und liessen sowohl Bässe als auch elektronische Samples wie der Wahnsinn von der Leine. Williamsons fesselte mit seinem nie abreissenden Pöbelton das Publikum, immer wieder verliess er seine Bühnenrolle und tanzte wie eine semigrazile Ballerina oder schrie „UKIP Bastards“ der Meute entgegen.
Zwischen all den politischen Themen und ironischen Texten wie „A trip to Spar is like trip to Mars“ nahmen sich Sleaford Mods (noch) nie allzu ernst. Und dies trotz der geballten Unzufriedenheit der Arbeiterklasse, die aus ihrer Musik mitschwingt. Dementsprechend schloss Williamson, wie es sich für einen Rebellen gehört, den Abend gekonnt mit einem Mic-Drop ab.
Ein in der Tat unvergleichlicher, schimpfwortgewaltiger Punkvortrag!
Text: Cyril Schicker