Datum: 12. November 2012
Ort: x-tra – Zürich
Bands: Skunk Anansie / The Jezabels
Aufgeheizt wird das ausverkaufte x-tra von dem australischen Indie-Rock-Quartett „The Jezabels“. In grünem Licht und engen Röhren-Jeans eröffnen sie den Abend mit „Endless Summer“, einem erfrischenden Sound und jeder Menge Delay auf der Gitarre. Die vier Musiker spielen hingebungsvoll ein stimmiges Set, das ein bisschen unter der fehlenden Licht-Show und der Schweizer Neutralität des Auditoriums leidet. An dieser Stelle ein Gruss an den blonden langhaarigen Hünen in der zweiten Reihe, der zunächst als einziger mitgetanzt hat! Lobend erwähnen möchte ich noch das groovige Schlagzeug, das in einem sehr pfundigen Sound daher kam.
Circa eine Stunde später betreten Skunk Anansie unter tosendem Applaus die Szenerie. Mit „The Skank Heads“ geht’s gleich richtig zur Sache. Glitzernd glamourös sprüht Frontfrau „Skin“ auf die Bühne und gibt von der ersten bis zur letzten Sekunde der Show 120 Prozent – mindestens! „I will break you“ und „I believed in you“ schleudern das Publikum auf das brandneue Album „Black Traffic“, wo eine beachtliche Menge grossartiger Songs versammelt wurde.
Mit „I Hope You Get To Meet Your Hero“ werden zum ersten Mal die balladesken Facetten ausgeleuchtet und Skin zeigt die soulige Tiefe ihrer Stimme. Wo wir bei Farben sind; Was den Jezabels an Licht-Show gefehlt hatte, liefern Skunk Anansie nach. Geschmackvoll ist jeder Song ins rechte Licht gesetzt. Dieser beispielsweise in violett.
„Twisted“ und „My Ugly Boy“ ziehen das Tempo wieder an. Skin springt über die Bühne, tanzt, schreit und sucht von Anfang an den engst möglichen Kontakt zum Publikum. Das macht diese erstklassige Rock-Show zu mehr, als einem musikalischen Effekt-Zirkus. Wir feiern mit der Band eine grosse Party; Dazu tragen natürlich auch diverse Ausflüge der Sängerin in die Menge bei. Als sie zum Beispiel bei „Weak“ als stehende (!) Crowd-Surferin durch den Saal schwebend zum Refrain ausholt, löst sie wahre Begeisterungsstürme aus. Was dem Sicherheitspersonal und den Tontechnikern die Schweissperlen auf die Stirn treibt, liebt der Zuschauer umso mehr.
Der Überhit „Hedonism“ führt uns zurück in die frühesten Kapitel der Band-Geschichte. Fast wie eine Hymne wird dieser Song gefeiert. Im zart schmelzenden „Because Of You“ wird Schlagzeuger Mark Richardson zum leibhaftigen Donnerwetter. Triolisch braust es heran und entlädt sich im granitschweren Beat des Chorus.
Der Sound des Konzerts ist leider manchmal etwas trüb gemischt und sehr auf Druck fokussiert. Das lässt den einen oder anderen Unterton auf der Strecke bleiben. Dafür ziehen die Up-Tempo-Passagen extrem mit.
„Spit You Out“ flackert atemlos und neonbunt über die Bühne und allerspätestens bei „Sad Sad Sad“ sind wir alle im Rock’n’roll-Himmel angekommen. Das ganze x-tra ist in Bewegung und folgt im wilden Taumel den Phrasen der Rock-Derwische. Im „Godzilla-Riff“ von „Charlie Big Potato“ durchbrechen Ace (Gitarre) und Cass (Bass) die Schallmauer des Konzerts und das Ende des Sets ist erreicht.
Aber lange lassen sich Skunk Anansie nicht bitten und mit einer grossen Laola-Welle bricht der Zugaben-Block herein. Skin schlägt auf eine grosse Trommel ein und läuft in „Tear The Place Up“ noch einmal zur Höchstform auf. Das Zürcher Publikum zieht nach und ist beim Mitsingen fast so laut wie die PA des x-tra. „Little Baby Swastikka“ rundet den Abend gebührend ab. Alle setzen sich hin und springen dann im Refrain ganz wild durcheinander – Skin natürlich mittendrin als Epizentrum.
Eines der besten Konzerte seit langem – Keine Chance sich dem Charme der Band zu entziehen!
Text: Dennis Bäsecke
Bilder: Marcel Schlatter