11. Oktober 2019
Sommercasino – Basel
Bands: Scratches / Giant Stone Eater
Den Zufall liess man an diesem Abend nicht das Zepter übernehmen, das zeigte sich in allen Aspekten. Nicht einmal der rote Anzug von Sängerin Sarah-Maria Bürgin war einfach so da, nein, das neue Album von Scratches wurde nämlich in ebendieser Farbe auf Vinyl gepresst. Das erfuhr man in der Mitte des Konzertes, als die Band „Rundown“ auf sehr flüssige Weise taufte: Ein wahrer Schwall an Wasser wurde über die Platte gegossen, umrahmt von Leuten, welche für die Entstehung wichtig waren.
Dunkel und intelligent, so zeigen sich die Lieder auf dem Werk, und so war auch das Konzert im Sommercasino in Basel. Jeder Ton zeugte von Emotionen, jede Passage war haargenau geformt – alternativer Rock mit intensiver Stimmung. Die Band aus Basel liess nicht nur Fantasien und Träume eine Gestalt annehmen, sie führte in eine neue Umgebung. Ein Königreich, in dem Lieder zu Kunstwerken werden, mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, mit der rauen Stimme von Bürgin. Mitreissend und immer wieder laut, körperlich halt.
Da Scratches mit ihrem dritten Album nun endlich in noch dunklere Gebiete eingebogen sind, war der Auftritt nicht für wenige ein neuer Meilenstein in der Geschichte dieser Formation. „Between“ oder „Rundown“, Lieder, welche sofort betörten und sich mit Wucht das Sommercasino zu eigen machten. Schlagzeuger Jonas Prina überzeugte besonders und trat mit den drei anderen den felsenfesten Beweis an, dass die Vergangenheit der Coversongs getrost zu den Akten gelegt werden kann. Der Dark Pop ist leuchtender als all seine Wurzeln.
Wenn man in die Vergangenheit blickte, dann machte es plötzlich auch viel Sinn, dass Giant Stone Eater den Abend eröffnen durften. Natürlich nebst dem Fakt, dass sich die Künstlerinnen und Künstler kennen, spielt das Quarttet um Frontmann Sgt Fury nämlich vor allem Lieder, die bereits länger existieren und von mehr oder minder bekannten Namen geschrieben wurden. „Faith Healer“ und mehr von Alex Harvey beispielswiese, hier aber rockiger und leider auch wackliger.
Obwohl sich alle von Giant Stone Eater Mühe gaben und den Spass am Auftritt immer wieder zuliessen, wollte einiges an dem Konzert nicht so richtig klappen. Die Lieder plätscherten an einem vorbei, die Sonnenbrillen funkelten am stärksten, trotz ausFlüge in den Kosmos, mit langen Instrumentalpassagen und Synthesizern. Ein Vorprogramm, das leider niemals die Grösse und das Gewicht des Hauptteiles zu erreichen vermochte.
Text: Michael Bohli