17. Januar 2020
Hallenstadion – Zürich
Bands: Sabaton / Apocalyptica / Amaranthe
Der Norden hielt heute Einzug in das Hallenstadion in Zürich. Vertreten waren Dänemark, Schweden und Finnland und die Repräsentanten waren hochkarätige Namen des Metal-Genres.
Das vollgepackte Programm wurde grandios von der Dänisch-Schwedischen Band Amaranthe eröffnet. Mit ihrem Melodic-Death-Metal begeisterten sie von Anfang an. Die Genre-Beschreibung passte sehr gut auf das, was Amaranthe auf der Bühne musikalisch darboten. Ihre schnellen Uptempo-Songs, mit starken Gitarrensoli und Keyboardmelodien, sowie den fetzigen Drum-Rhythmen luden zum Mitmachen ein. Hinzu kamen die drei Stimmen der Band, welche sich mit gutturalem und klarem Gesang abwechselten. Diese Gesangsparts wurden von Henrik Englund Wilhelmsson, Nils Molin und der Frontfrau der Band, Elize Ryd, übernommen. Eine powervolle, klare Männerstimme, einmal eine guttural interpretierte Männerstimme und eine klare Engelsstimme vereinten sich hier. Sängerin Elize Ryd brachte in die Bühnenperformance einen wunderbaren Glamour hinein und bezirzte durch ihre sympatische, charmante Art das Publikum. Allzu viel Bewegungsfreiheit blieben Amaranthe auf der vollen Bühne nicht, sie nutzten den verfügbaren Platz jedoch optimal für ihre Show.
Mit der zweiten Band gab es nicht nur einen kleinen Ausflug nach Finnland, auch war hier eine spezielle Performance schon sicher. Nach einem Filmintro wurde die Show von Apocalyptica mit drei lauten Knalls, welche Schüsse interpretierten, quasi losgeschossen. Ein Drum und drei Cellisten, mehr brauchte die Band nicht. Wie immer war es eindrücklich und schier unfassbar Apocalyptica zuzusehen und zuzuhören, was sie mit ihren Cellos anstellten. Mit ihrem Spiel konnten sie es mit noch so jedem starken Gitarrenspieler und noch so verrückten Solis aufnehmen. Und es sah total selbstverständlich und mit Leichtigkeit gespielt aus. Neben ihren eigenen Songs im progressivem Mix, welche auch Tonart- und Rhythmuswechsel beinhalteten, spielten Apocalyptica natürlich einige Metallica–Covers, wie ein paar bekannte klassische Kompositionen an, ebenfalls in Metal-Manier.
Für zwei Songs holten Apocalyptica nochmals Amaranthe-Sängerin Elize Ryd zurück auf die Bühne. Hier bewies diese mit dem Rammstein-Song „Seemann“, dass sie perfekt Deutsch singen kann. Der zweite Song, welchen Elize Ryd mit ihrer Engelsstimme bereicherte, war „I Don’t Care“. Nach der energiereichen Show inklusive Headbang-Einlagen am Cello oder Spiel hinter dem Kopf, beendeten Apocalyptica ihren phänomenalen Auftritt mit einer der vielleicht schönsten Metal-Balladen, „Nothing Else Matters“. Übrigens werden die vier Finnen in diesem Jahr nochmals für eine eigene Headline-Show zurück nach Zürich kommen, wie Frontmann Eicca Toppinen ankündigte.
Und nun war es an der Zeit wieder nach Schweden zu reisen und sich der gewaltigen Show von Sabaton hinzugeben. Diese begann mit hymnischen Intros, bevor der, mit dem Sabaton-Logo versehene Vorhang, mit lautem Knall und unter Pyroeinsatz die Sicht auf die Bühne wieder freigab. Sabaton starteten ihr Set energiegeladen mit „Ghost Division“, gefolgt von „The Great War„, was auch der Name der Tour sowie des neusten Albums ist. Die Bühne glich einem Schützengraben. Vorne am Bühnenrand gab es einige Pfeiler, welche an eine Burgmauer erinnerten und die Lücken dazwischen waren mit Sandsäcken aufgefüllt. Auch die Podeste auf der Bühne waren mit Wellblechen und Sandsäcken drapiert. Der Schlagzeuger befand sich auf der rechten Seite auf einem Riser und imitierte einen Panzerfahrer, denn vor dem Drum war ein Kanonenrohr montiert. Die Bühnen-Crew war in perfekter Montur verkleidet und repräsentierten Militärstützpunkt-Mitarbeiter, in hellbraunen Overalls und mit Gehörschutz. Joakim Brodén (Gesang), Pär Sundström (Bass), Chris Rörland (Gitarre), Tommy Johansson (Gitarre) und Hannes Van Dahl (Schlagzeug), die fünf Namen hinter Sabaton, traten wie immer in Hosen mit schwarz-weissem Tarnmuster und schwarzer Oberbekleidung auf. Also alles stark inszeniert zu den militärhistorisch gefüllten Songtexten und in Power-Metal eingebettet.
Sabaton hatten vom ersten bis zum allerletzten Ton ihr Publikum voll im Griff und dasselbige war von Anfang bis zum Schluss voll dabei. Eine einzig grosse Metal-Party wurde im Hallenstadion gefeiert. Die Show von Sabaton wurde mit Film-, Video- und Go-Pro-Einspielern auf dem Screen, einer passenden Lichtshow, sowie einer Menge Pyro, Feuerwerk und Knallern umrahmt. Frontmann Joakim Brodén kam bei einem Song mit Gasmaske ausgestattet auf die Bühne und behielt fast die ganze Zeit sein Markenzeichen, eine Pilotenbrille, auf. Diese verschenkte er am Schluss des Konzertes an einen sechsjährigen Jungen in der ersten Reihe, welcher das erste Mal mit seinen Eltern an einem Metal-Konzert war. Joakim war sichtlich überrascht darüber und meinte: „Du musst wohl die coolsten Eltern haben,“ und fügte humorvoll hinzu, dass seine Eltern bis heute nicht wüssten, was er für Musik mache. Ebenfalls durfte zu den kraftvollen, schnellen und mit hymnischen Melodien versehenen Songs ein Moshpit nicht fehlen. Mal wurde in diesem getanzt oder auch mal sitzend die Disziplin Luft-Rudern ausgeübt.
Zwischendurch wurde Sabaton mit Chören aus dem Publikum mit den Worten „noch ein Bier, noch ein Bier“ zum Trinken auf Ex animiert, was ein paar Mal während der Show passierte. Für ein paar Songs, wie unter anderem „Angels Calling“, „The Price Of A Mile“ oder „Fields Of Verdun“, begrüssten Sabaton nochmal Apocalyptica auf der Bühne, welche mit ihren Cellos mitspielten. Für den Song „The Red Baron“ wurde ein Gefährt in Form eines roten Flugzeugs mit 3-lagigen Flügeln auf die Bühne gerollt. Dies war jedoch nicht nur Deko, sondern dahinter verbarg sich eine Hammond-Orgel. Und als „The Red Baron“ angestimmt wurde, fing sogar der Propeller an zu drehen. Die Setliste war wunderbar gemischt mit alten wie neuen Songs und durfte zum Beispiel „Carolus Rex“ nicht fehlen. Der Zugaben-Block begann mit einer auf dem Screen gezeigten Kriegsszene, gefolgt von mit Licht untermaltem Herzschlag, bevor „Primo Victoria“ mit lautem Knall begann. Insgesamt ein eindrücklicher, brillanter und absolut starker Auftritt von Sabaton, mit einer grossartigen Stimmung und Atmosphäre. Sabaton bedankten sich auch immer wieder herzlich bei ihren Fans für das Kommen und den wunderbaren Tourauftakt im neuen Jahr.
Setlist Sabaton (Quelle: setlist.fm)
1. Ghost Division
2. Great War
3. The Attack Of The Dead Men
4. Seven Pillars Of Wisdom
5. The Lost Battalion
6. The Red Baron
7. The Last Stand
8. 82nd All The Way
9. Nicht Witches
10. Angels Calling (mit Apocalyptica)
11. Fields Of Verdun (mit Apocalyptica)
12. The Price Of A Mile (mit Apocalyptica)
13. The Lion From The North (mit Apocalyptica)
14. Carolus Rex (mit Apocalyptica)
Zugaben
15. Primo Victoria
16. Bismarck
17. Swedish Pagans
18. To Hell And Back
Text: Madeleine Fuhrer
Bilder: Berend Stettler