Datum: 24. + 25. Oktober 2014
Ort: Reitschule – Bern
Bereits zum 27ten mal feierte die Reitschule in Bern letztes Wochenende ihr Dasein mit allerhand Kunst und Musik und brachte zwei Tage lang ein kunterbuntes Programm für interessiertes Publikum dar. Bunt ist die Reitschule nicht nur optisch von aussen. Nein, auch drinnen brodelt es nur so an kreativen Aktivitäten für Gross und Klein.
Früher „Baufest“ genannt, ist die alljährliche Feier der gesamten Reitschule mittlerweile ein fester Bestandteil des Berner Kulturgeschehens und wird auch ohne Bands mit grossen Namen gut besucht. Manch einer, der zum ersten mal zum grossen (ja, das gibt’s …), mit Graffiti überzogenen Haus unter der Bahnbrücke kam, wunderte sich und war verunsichert, hört man doch in den Medien praktisch nur eine sehr einseitige, angstmachende Berichterstattung. Umso schöner, wenn dann diese Menschen im Verlaufe des Abends sagen, dass sie positiv überrascht sind und die Veranstaltung und vor allem die Atmosphäre gefällt.
Es war viel los in und um die Halle. Von informativen Führungen durch das ganze Areal, über Kino, Fussball und natürlich ganz viel Musik zum Tanzen oder einfach nur geniessen. Ich selber habe nur die Konzerte jeweils am Abend besucht, dafür bis in die frühen Morgenstunden.
Freitagabend wurde der Dachstock mit elektronischer Musik geflutet. Nebst DJs performten die Franzosen von Black Stroke ein elektronisches Klanggewitter mit deutlich hörbaren Wave-Einflüssen. Kein Wunder, haben die beiden für Bands wie Nitzer Ebb, Depeche Mode oder auch Rammstein in den vergangenen Jahren immer wieder einmal Remixes produziert. Fulminant einerseits und etwas schleppend andererseits. Mich hat es nicht zum Tanzen animiert. Da ist mir der letzte Auftritt den ich von Nitzer Ebb 2010 im X-TRA gesehen hatte, doch um einiges mehr ins Blut gefahren.
Gleichzeitig ging es im Sous le Pont ruhiger zu und her. Der Singer-Songwriter Owen MacGerry aus Irland eröffnete dort die Bühne. Gefühlvolle Lieder, die zum Träumen einluden.
Mit einfühlsamen, ruhigen elektronischen Klängen ging es auf der gleichen Lokal, das normalerweise als Restaurant dient, mit Toronaut aus Fribourg weiter. Und die Tessiner Country-Folker von The Lonsome Southern Comfort Company rundeten den Abend im Sous le Pont ab.
Am Samstagabend standen dann die Briten Maxïmo Park im Dachstock auf der Programm. Noch vor drei Tagen im Kofmehl und am 24.10. im Gaswerk in Winterthur, endete für die Indie-Rocker ihre Europatour in Bern. Ihr guter Ruf eilte ihnen voraus und so füllte sich der Raum unter den Dachbalken der Reitschule immer mehr. Kaum einen Fuss auf der Bühne, hüpfte Sänger Paul Smith in seinem schicken Anzug und mit Hut von einer Seite zur anderen.
Einzig, dass im Saal geraucht wurde, schien Smith zu stören. Ansonsten wieselte er energiegeladen umher und zog das Publikum in seinen Bann. Elegant, sauber und adrett. Indie-Rock erster Güte, aber für meinen Geschmack etwas zu kantenlos. Unsere Fotoreporterin Anna war dafür so von Maxïmo Park angetan, dass ihr das Konzert im Kofmehl nicht reichte (hier nachzulesen warum) und sie auch sichtlich erfreut in Bern in der vordersten Reihe mittanzte.
Mich zog es dafür wieder in den unteren Stock, zurück ins Sous le Pont. Dort eröffneten His Clancyness den Abend. Sie waren bereits als Vorband von Maxïmo Park auf deren Tour dabei. Und damit sie an diesem Abend nicht gelangweilt herumsitzen und warten mussten, bekamen sie kurzerhand die Gelegenheit, auf dieser kleinen Bühne ihr Bestes feil zu bieten.
Wer mich aber wirklich positiv überrascht hat, waren The E’s aus Bern. Atmosphärischer, psychedelischer und schauerlich spannender Rock. Hervorragend und mit viel Leidenschaft gespielt.
Und als guter Letzt noch die Zürcher Evelinn Trouble. Avantgardistische, trashige Sounds. Sehr speziell und für alle (wie ich), die Evelinn noch nie live gesehen hatten, unbedingt nachholen. Schräg und gut.
Soviel zu meinem Besuch am Reitschul-Fest 2014.
Bis nächstes Jahr …
Text + Bilder: Nicole Imhof