27. April 2017
Oxil – Zofingen
Bands: Rat Columns / Hakomi
Überraschungen sind immer gut. Und Rat Columns zu hören überraschte definitiv. Sie wurden kaum zwei Wochen vorher für ein Konzert im Oxil in Zofingen angekündigt. Ein spontaner Gig, der durch persönliche Kontakte und der Freude daran, eine Band in ihrem Vorhaben einer Europatour zu unterstützen, zu Stande kam. Und dies erst noch an einem Donnerstag! Huch, dabei fängt das Wochenende auf dem Lande doch frühestens am Freitag an!
Dass die Band entsprechend vor leider fast leeren Rängen spielte, irritierte zu Beginn wohl beide Seiten, tat dem Ganzen schlussendlich aber keinen Abbruch. Gitarre, Bass und Schlagzeug, was braucht es mehr? Die Songs des neuen (und dritten) Albums „Candle Power“ von Rat Columns aus Perth, ein Projekt rund um David West, der heute in New York lebt, siedeln eher im popigeren Bereich an. Melodiöse Gitarrenmusik, minimalistisch, reduziert, zu Beginn des Konzertes fast stoisch gespielt. Plötzlich lauter werdend, ausufernd und ungehobelt – immer wieder mit den 80ern kokettierend. Die Stile vermischen sich, es ist nie ganz klar, wohin die Reise geht. Aber Davids Art zu singen, seine Ausdrucksweise und sein Stil sind so etwas wie der rote Faden durch die Songs, in welchen – je länger der Abend – nach und nach immer mehr Punkeinflüsse spürbar werden. Spätestens jetzt packt die Musik alle im Saal. Tanzen, Hüpfen und Springen war bei den letzten zwei Songs des Konzertes definitiv angesagt.
Aber das konnte es doch noch nicht gewesen sein! Und obwohl die Becken schon abmontiert wurden, liess niemand locker, alle wollten noch ein wenig mehr und die Band gab es. Was mit viel Respekt und Abstand auf beiden Seiten begann, verwandelte sich im Laufe des Abends in ein wunderbares Miteinander zwischen Musikern und Publikum.
Lange Jahre verkrochen sich Hakomi im Übungsraum (denn da klingts am besten), und es war defintiv notwendig, dass sie aus ihrem Kämmerlein hervorgelockt wurden. Als Vorgruppe von Rat Columns zeigten sie einmal mehr ihr Können und ihr Gespür für Feinheiten und Brachialitäten. Melancholisch und introvertiert fangen Pasci, Adi und Kevin mit zwei simplen Tönen auf zwei Gitarren an, bauen auf, verwirren, lassen zergehen und zerbrechen. Akkorde durchlaufen die Pubertät und haben Zeit erwachsen zu werden, zu leben und zu sterben. Es ist, als würden sie in den Songs – gerade in dem einen Moment der Entstehung – erfunden, nur um in einem Gewitter zerschlagen zu werden. Post-Rock, Noise, Grunge: Als Kinder der Gitarrenmusik wollen wir noch mehr davon!
Text: Mischa Castiglioni