3. Mai 2018
Werkk – Baden
Bands: Pretty City / Dawns Mystery
Langsam scheint es zur Gewohnheit zu werden, im Werkk in Baden Bands aus Australien auftreten zu lassen. Nachdem vor einer Woche bereits ein böses Prog-Metal-Gewitter durch dieses Lokal gerauscht war, gab es am Donnerstagabend aber eher entspannte musikalische Kost zum Genuss. Denn mit Pretty City betraten nicht nur vier Mannen die Bühne, welche sich sympathisch und nahbar zeigten, sondern mit ihren Songs den druckvollen Stadionrock und die leichten psychedelischen Anflüge zu einer wahren Freude kombinierten. Nur schade, passierte dies vor sehr wenigen Zuschauern – die Mund-zu-Mund-Propaganda hat dieses Mal wohl nicht richtig gegriffen.
Aber die Gruppe um Frontmann Hugh Matthews machte sich deswegen keine Sorgen, sondern trat mit den Anwesenden eine Reise in die Höhen der Gitarrenriffs an. Ganz getreu ihrem neusten Album „Cancel The Future“ kehrten sie die Situation um und spielten ein Konzert, das auf einer viel grösseren Bühne an einem Festival oder in einem Stadion genauso wirkungsvoll gewesen wäre. Einzelne Lieder wurden durch viel Rückkopplungen verbunden, das Tempo nie rausgenommen. Pretty City gaben alles und versetzten so mit jedem Takt einen neuen Stromstoss.
Momente wie „Nothing Happens For Free“ oder „Flying“ wurden riesengross und die eingängigen Melodien rissen sofort mit. Interessant zu beobachten war auch, dass die Elemente des psychedelischen Rock und des Shoegaze, welche vor allem auf ihrem ersten Werk „Colorize“ noch prägnant waren, live der Direktheit und Intensität wichen. Es war weniger ein Auftritt der Feinheiten, sondern mehr der positiven Stimmung im Rock. So wirbelte Gitarrist Johnny Rock vor seiner Monitorbox umher, Bassist Ken Hennessy liess seine Haare fliegen. Und dass Schlagzeuger Andrew Schapper am Ende des Auftrittes verschwitzt war, das verwunderte niemandem bei seinem Engagement. Pretty City zeigten mit Songs wie „Simone“, „Melt“ oder „Mary Go Round“ wirklich eine unbändige Lust.
Auch Dawns Mystery boten zuvor einen eindrücklichen Einblick in ihr Schaffen. Die Gruppe aus Zürich existiert erst seit 2014, hat sich aber bereits in diversen Stilrichtungen ausgetobt. Vorherrschend war zwar der sphärische und melodienreichen Psychedelic Rock, aber auch Dreampop und die schwere Rhythmik fand ihren Platz. Tief im blauen Scheinwerferlicht versunken zelebrierten sie die Lieder mit Synthie und Gitarre – um am Ende ein wahres Highlight mit dem langen und vielschichtigen „Put That Gun Away“. Der Donnerstag ist ja bekanntlich schon lange der neue Freitag, und dieser klangvolle Abend in Baden bestätigte das einmal mehr.
Text: Michael Bohli