8. Januar 2017
Maag EventHall – Zürich
Vortrag: Anton Corbijn
Bilder versprühen Magie, erzählen Geschichten und lassen die Fantasie des Betrachters neue Wege beschreiten. Im heutigen Zeitalter der digitalen Fotografie ist es zwar für jedermann ein Leichtes, Bilder von unzähligen Momenten und Szenen zu schiessen – aber wahre Meister sind immer noch selten. Somit ist es nicht nur für Fachleute, sondern auch Laien wie mich interessant, einer solchen Koryphäe bei einem Vortrag zuhören zu dürfen. Und dank meiner Liebe zu Bands wie U2, Depeche Mode oder Joy Division waren keine langen Überlegungen nötig – Anton Corbijn wurde von mir besucht.
Sein Referat an der diesjährigen photo17 in Zürich war nicht nur ein Einblick in seine komplette Karriere, sondern bot auch die Möglichkeit, dem Menschen hinter der Kamera näher zu kommen. Mit seiner offenen und fröhlichen Art erzählte Corbijn viele Anekdoten aus seinem Leben und brachte das Publikum immer wieder mit seinem trockenen Humor zum Lachen. Obwohl noch in den Nachwehen einer Erkältung, war der Fotograf ein wunderbarer Referent und wusste genau, wie man die Leute mit einer Mischung aus Fakten und Geschichten unterhält. Man erlebte seine Anfänge als schüchterner Junge in Holland, seine erdige Zeit mit der Hasselblad bis zu den gestellten Paparazzi-Bildern.
Nicht nur durfte man seine bekanntesten Portraits von Künstlern wie Nick Cave, Tom Waits oder Allen Ginsberg auf der grossen Leinwand betrachten – man erhielt auch Einblicke in selten gezeigtes Material. Wie seine Selbstportrait-Reihe „A Somebody“, die weiblichen Bilder oder allererste Aufnahmen an Konzerten von Focus und Co. Ausschnitte aus seinen Musikvideos und Filmen wurden gezeigt, Fans der bekannten Namen erhielten einige neue Infos. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass „Viva La Vida“ von Coldplay dank einem Video von Anton Corbijn für Depeche Mode geschrieben wurde? Oder dass die Rolling Stones ihre Verkleidungen gehasst haben?
„Out Of Time“ war nicht nur eine Diashow mit bekannten Gesichtern, es war ein Blick hinter den Vorhang und in den Hut des Zauberers. Anton Corbijn wusste aber auch, dass man nicht alle Geheimnisse verraten darf und erklärte seine Bilder nicht zu Tode. Egal ob Freund, Künstler, Fotograf oder Musik-Freak – an diesem Sonntag kamen alle auf ihre Kosten und ich ging mit einem beschwingten Gefühl durch den Rest der Ausstellung.
Text: Michael Bohli