18. Dezember 2015
Hirscheneck – Basel
Bands: Phased / b°tong
Schleichend suchte man sich einen Platz zwischen den dunklen Gestalten. Wie in Trance schwankten diese umher, man wusste nicht wer hier ein Mensch ist, wer ein ähnliches Wesen. Die Kellerräume schienen mal so nahe zu sein, dass man fast die feuchten Steine spüren konnte, dann wieder weit weg und unerreichbar. Die Luft vibrierte, das Atmen wurde zu einer Herausforderung. Denn was uns vom Raumende her entgegenschallte, waren gefährliche und angriffslustige Klangskulpturen und Lärmblasen. b°tong bearbeitete mit Mikrofon, Effektgeräte und Metall die Sinuskurven.
Der Künstler Chris Sigdell lässt unter diesem Namen die Gitarre ruhen, singt keine interessanten Sätze, sondern lässt die Orte von Drone und abstraktem Noise erobern. Dabei werden keine Computer eingesetzt, keine Instrumente gequält, sondern die Lieder von Phased gefoltert. Für deren Plattentaufe im Hirscheneck in Basel nahm sich Chris Lieder der lokalen Band vor, um sie gekonnt umzuformen. Das passte nicht nur in den düsteren Raum, sondern war auch gerechtfertigt. Der Musiker spielt schliesslich selber bei Phased mit, darf sich also eine Rekonstruktion der Songs auf hinterhältige Art erlauben.
Die Bühne musste Sigdell dann nicht mehr verlassen, denn der Rest von Phased kam ohne lange zu warten hinzu, sobald die Ohren der Besucher wieder vom Gewitter leer waren. Und wie es sich für eine Plattentaufe gehört, spielte die Stoner-Doom-Metal-Band ihr neustes Werk „Aeon“ komplett durch. Und das war auch gut so, offenbarten die Mannen der Welt, dass ihre Platte auch live perfekt funktioniert. Die schleppende Wucht der Gitarren, das Dröhnen des tiefen Bass und die Gewalt des Schlagzeugs – alles konzentriert in toll arrangierten Songs und umgarnenden Ausbrüchen. Der neue Gitarrist Florian Schönmann fügte sich gleich perfekt in das Bandgefüge ein und spielte sein erstes Konzert bei Phased mit viel Elan.
Wer bei der Musik allerdings die altbekannten Zutaten der Basler vermisste, den beschenkten die Musiker zur zweiten Konzerthälfte mit ihrem Erstling „Music for Gentleman“. Ein hartes und wildes Stück Stonergeschichte, der auch alle Biertrinker aus der Lethargie des Untergangs zurückholte und das Hirscheneck wie bei einer Stampede erzittern liess. Eine Zeitreise von musikalischer Härte, Güte und gleichen Gegensätzen. Die Lokalmatadore haben zugeschlagen und bewiesen, dass auch nach einer längeren Absenz die Musikszene in der Schweiz ihre Härte braucht. Phased waren da, Phased bleiben.
Text: Michael Bohli